(ots) - Wenige Tage vor ihrem Bundesparteitag verstärkt sich
bei den Grünen das Ringen um den zukünftigen Kurs. Boris Palmer,
Oberbürgermeister in Tübingen und einer der bekanntesten
Realpolitiker, forderte ein Abrücken vom Linkskurs und eine
wirtschaftsfreundlichere Politik. "Wir haben uns im letzten
Bundestagswahlkampf entschieden, dass wir uns auf den Kern reduzieren
wollten. Und das haben wir dann auch geschafft - mit nur noch acht
Prozent", sagte Palmer dem "Kölner Stadt-Anzeiger (Dienstag-Ausgabe)
mit Blick auf das enttäuschende Ergebnis. Zwischenzeitlich landeten
die Grünen 2013 bundesweit in Umfragen bei mehr als 20 Prozent. "Und
deshalb diskutieren wir jetzt, ob wir den Versuch wagen sollten, eine
stärkere Partei zu werden, die selbstbewusst in der Mitte der
Gesellschaft und im Dialog mit der Wirtschaft Mehrheiten sucht".
Kritik übte Palmer in dem Interview an den Steuerplänen seiner
Partei, die maßgeblich die Handschrift von Jürgen Trittin getragen
haben. "Wir müssen uns fragen: Was haben wir getan, dass unser
Umfrageergebnis 2013 halbiert wurde?" Gereizt reagierte Palmer auch
auf Versuche von Jürgen Trittin, wieder stärker die Geschicke der
Partei zu bestimmen. "Seine Hinweise, dass er häufig mit der
Parteivorsitzenden telefoniere und dass die Realos in
Baden-Württemberg eine unbedeutende Randgruppe seien, die man mit
Taliban vergleichen könne - das war schon ein bisschen befremdlich",
sagte Palmer. Auf die Frage, ob denn die Grünen weniger Trittin und
mehr den Realo Winfried Kretschmann, Ministerpräsident in
Baden-Württemberg, bräuchten, antwortete Palmer: "Wir brauchen
beide".
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