(ots) - Wenn die Zahlen der Friedrich-Ebert-Stiftung
stimmen, dann ist die Lage weit schlimmer als es auf den ersten Blick
scheint. Zehn Prozent der Deutschen meinen, der Nationalsozialismus
habe seine guten Seiten gehabt? Als Gesamt-Fazit katastrophal. Da
erscheint dann auch der objektiv nicht falsche Gedanke, man müsse
differenzieren zwischen denen, die an Autobahnen und anderen, die an
KZs denken, irgendwie makaber. Kein Grund zur Entwarnung, sagt die
Studie. Wohl wahr, und das ist sehr zurückhaltend formuliert.
Arbeitslose sind faul, Asylbewerber Schmarotzer, Sinti und Roma in
weiten Teilen kriminell - ist das die Stimme von Verlierern und zu
kurz Gekommenen, die neidisch sind - worauf? - oder fürchten, jemand
nehme ihnen etwas weg? Man muss ganz stark hoffen, dass sich in
solchen Meinungsbildern auch ein hoher Anteil dummes Geschwätz
niederschlägt, keine üble Ressentiments, sondern "nur"
Stammtisch-Parolen à la "Blondinen sind doof, Politiker korrupt und
Journalisten Schmierfinken" - degoutant, aber letztlich nicht
wirklich gefährlich. Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus, sagt das
Grundgesetz. Also ist Volkes Stimme bedeutungsvoll. Immer?
Keineswegs. "Vox populi, vox dei" ist eine Lesart: Volkes Stimme ist
Gottes Stimme. Es gibt aber auch die deftige Variante: Vox populi,
vox Rindvieh. Auch die trifft bisweilen zu. Heißt: Nicht die Augen
verschließen, differenzieren, Gefahren entgegenwirken. Am
sinnvollsten, indem Vernünftige alles dafür tun, dass
gesellschaftliche Debatten im Geist der freiheitlich-demokratischen
Grundordnung und nicht nach dem Gusto des gesunden Volksempfindens
geführt werden. Eine schwierige Aufgabe, aber alternativlos.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral(at)vrm.de