(ots) - Vor einer auf uns zurollenden "Lawine der
Altersarmut" warnt der Paritätische Gesamtverband und prognostiziert,
dass sich die derzeit noch moderate Altersarmutsquote bis 2021
drastisch erhöhen werde, sofern konsequente Reformen ausbleiben. Der
Verband fordert eine durchgreifende Reform der Altersgrundsicherung
und insbesondere eine bedarfsgerechte Erhöhung der Regelsätze.
In einer aktuellen Modellrechnung der Paritätischen
Forschungsstelle, die im neuen Vierteljahresheft zur
Wirtschaftsforschung des DIW Berlin heute veröffentlicht wurde,
rechnet der Paritätische anhand eines eigenen Prognosemodells vor,
dass die Quote der altersarmen Menschen in Deutschland bereits 2021
auf mindestens 7 Prozent ansteigen und in Ostdeutschland sogar dann
bereits die 10-Prozent-Marke überschritten haben wird. "In weniger
als zehn Jahren droht ein Heer von ehemals Langzeit- und
Mehrfacharbeitslosen sukzessive und unaufhaltsam in die Altersarmut
zu fallen", warnt Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider. "Selbst bei
vorsichtiger Schätzung wird sich die Zahl der Grundsicherungsbezieher
im Laufe der 2020er auf eine Million erhöhen und werden die Quoten
dann zweistellig werden."
In der Modellrechnung betrachtet der Verband die Gruppe derjenigen
zwischen 55 und 65 Jahren, die heute bereits Arbeitslosengeld I,
Sozialhilfe oder andere Existenzminimumleistungen bzw. Wohngeld
beziehen und die mit großer Gewissheit bei Renteneintritt altersarm
und auch dann weiterhin auf Unterstützung angewiesen sein werden.
Ohne politische Interventionen sei davon auszugehen, dass im Jahr
2021 7,2 Prozent der Menschen in Deutschland über 65 Jahren von
Altersarmut betroffen sein werden. Insbesondere in Ostdeutschland, wo
Altersarmut bisher nur eine untergeordnete Rolle spiele, werde die
Altersarmut in den nächsten Jahren sprunghaft und massiv auf 10,2
Prozent (Westdeutschland: 6,4 Prozent) ansteigen, sofern nicht
umgehend politisch gegengesteuert werde, warnt der Verband.
Der Paritätische bekräftigt seine Kritik an der bisherigen
Alterssicherungspolitik der Bundesregierung. Auch die im
Koalitionsvertrag vereinbarte "Solidarische Lebensleistungsrente", so
die Analyse des Verbandes, werde das Problem nicht lösen. Die Hürden
für die Inanspruchnahme seien zu hoch und die geplante Rente zu
niedrig, um vor Armut im Alter zu schützen. Um künftiger Altersarmut
vorbeugen und bestehende Altersarmut zu beseitigen, schlägt der
Paritätische stattdessen eine Reform der Altersgrundsicherung vor.
Erforderlich sei vor allem eine bedarfsgerechte Erhöhung der
Regelsätze in der Altersgrundsicherung - inklusive altersspezifischem
Mehrbedarf - auf 457 Euro. Stromkosten seien künftig wie Heiz-und
Mietkosten in voller Höhe zu übernehmen und einmalige Leistungen für
größere Anschaffungen zu gewähren. Schließlich fordert der Verband
großzügige Freibeträge auf Vorsorgeleistungen und Rentenansprüche.
Pressekontakt:
Gwendolyn Stilling, Tel. 030/24636305, pr(at)paritaet.org