(ots) - (DBV) "Eine dreijährige Phase relativ stabiler
Erlöse und Einkommen in der Landwirtschaft ist 2014 zu Ende gegangen.
Die Agrarpreise sind mittlerweile auf Talfahrt." Dies stellte der
Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied,
anlässlich der Vorstellung des Situationsberichtes 2014/15 vor der
Bundespressekonferenz in Berlin fest. Die darin aufgeführten
Buchführungsergebnisse des abgelaufenen Wirtschaftsjahres 2013/14
spiegelten die aktuelle wirtschaftliche Lage im Herbst 2014 nicht
mehr wider. "Zu gut versorgten Märkten kommt eine global
abgeschwächte Konjunktur in der 2. Hälfte 2014 hinzu, die zum
Einbruch der meisten Erzeugerpreise führte", betonte Rukwied. Das
Russland-Embargo habe diese Entwicklung durch direkte und indirekte
Wirkungen noch verstärkt.
Das Unternehmensergebnis im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2013/14
lag im Durchschnitt aller Haupterwerbsbetriebe bei 67.300 Euro je
Betrieb bzw. 46.400 Euro je Familienarbeitskraft. Damit ist es um 6
Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die Nebenerwerbsbetriebe,
die rund 51 Prozent aller Betriebe in Deutschland ausmachen,
erzielten 2013/14 ein durchschnittliches Unternehmensergebnis von
15.100 Euro, also 5.700 Euro weniger als im Vorjahr. Ausgewertet
wurden 1.535 Nebenerwerbsbetriebe, wovon 62 Prozent Ackerbau
betrieben. Rukwied unterstrich, dass vom Unternehmensergebnis in der
Landwirtschaft noch die Beiträge für die Sozialversicherungen (im
Schnitt je Haupterwerb 6.700 Euro pro Jahr) und vor allem
Neuinvestitionen zur Zukunftssicherung der Betriebe bestritten werden
müssten.
Je nach Betriebsform fielen die Unternehmensergebnisse sehr
unterschiedlich aus. Die Ackerbaubetriebe verzeichneten 2013/14
preisbedingt einen besonders hohen Ergebnisrückgang. Deren
Unternehmensergebnis sank um 23 Prozent auf 78.400 Euro. Die
Milchviehbetriebe verbuchten ein Plus von 38 Prozent auf 70.500 Euro
Unternehmensergebnis. Grund für diese Entwicklung war ein
auskömmlicher Milchpreis in 2013 bis Mitte 2014, der bei 39,5 Cent je
Liter im Bundesdurchschnitt lag und damit um 20 Prozent höher als im
Vorjahr. Im Oktober 2014 lag der Milchpreis nur noch bei etwa 34
Cent, aktuell je nach Molkerei und deren Produktpalette jetzt sogar
darunter.
Die Situation der Veredlungsbetriebe, insbesondere der
Schweinehalter, hatte sich 2013/14 leicht verbessert; das
durchschnittliche Unternehmensergebnis lag bei 73.100 Euro (plus 7
Prozent). "Doch auch dieses Ergebnis ist Vergangenheit", stellte
Rukwied fest. In der 2. Hälfte des Jahres 2014 erlebten die Schweine-
und Ferkelerzeuger einen Absturz ihrer Erzeugerpreise. Derzeit
schreiben viele Betriebe mit Schweinehaltung rote Zahlen, vor allem
die Ferkelerzeuger. Der Erzeugerpreis bei Schweinefleisch liegt
aktuell bei 1,32 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht, 2013 lag er
zeitweise bei bis zu 1,93 Euro.
Die Wein- und Obstbaubetriebe erzielten im abgelaufenen
Wirtschaftsjahr ein geringeres Unternehmensergebnis (58.200 Euro,
minus 13 Prozent). Spitzenernten und indirekte Folgen des
Russland-Embargos führten im Herbst 2014 zu einem katastrophalen
Preisverfall. Bei Äpfeln zum Beispiel erzielen die Erzeuger heute nur
noch ein Drittel des Preises von 2013 (20 Cent je Kilogramm statt 60
Cent).
Das Unternehmensergebnis der Bio-Betriebe hat sich um 7 Prozent
auf 69.500 Euro verbessert. Die Agrargenossenschaften erzielten je
Arbeitskraft ein Unternehmensergebnis plus Personalaufwand von 39.000
Euro und erreichten damit ein ähnliches Niveau wie die
landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe (40.900 Euro).
Im Wirtschaftsjahr 2013/14 war die Investitionsbereitschaft der
Landwirte noch hoch: Die Investitionen lagen bei 12 Milliarden Euro.
Laut dem aktuellen Konjunkturbarometer Agrar haben sich Stimmung und
Investitionsabsichten im Herbst 2014 jedoch erheblich verschlechtert.
Der Stimmungswandel ähnelt dem der Finanzkrise 2008/09.
"Für das laufende Wirtschaftsjahr 2014/15 erwarten wir deutliche
Gewinnrückgänge in fast allen Betriebsformen", prognostizierte
Rukwied. Niedrigere Betriebsmittelkosten würden die Umsatzrückgänge
nur begrenzt abfedern. Stabilere Agrarmärkte sehen Marktexperten erst
im Verlauf der ersten Jahreshälfte 2015. "Die aktuelle Marktschwäche
ist jedoch keine Marktstrukturkrise", stellte Rukwied fest. Positive
fundamentale Trends seien nach wie vor vorhanden. Dazu zählt das
Heranwachsen einer kaufkräftigen Mittelschicht in Schwellenländern
wie China, Indien und anderen Drittländern, die Lebensmittel aus
Deutschland nachfragt. Diese Märkte bieten teilweise schon heute eine
bessere Wertschöpfung als die Vermarktung im heimischen
Niedrigpreissegment.
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Deutscher Bauernverband
Dr. Michael Lohse
Pressesprecher
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