(ots) - Jährlich müssten bis zu 30 000 ha Wald eine
Bodenschutzkalkung erhalten / Mainz streicht rigoros für Jahre die
Gelder für Bodenschutzkalkungen im Wald
Die Waldböden in Rheinland-Pfalz sind zu sauer. Das Wasserwerk
Wald und damit auch das Trinkwasser - unser Lebensmittel Nr.1 -
werden weiter zunehmend von Säuren im Waldboden geschädigt. 34% aller
Waldböden weisen inzwischen Versauerungsschäden auf.
Der Landesregierung in Mainz zufolge schreitet die
Bodenversauerung auf etlichen Waldflächen ohne Bodenschutzkalkung im
Waldland Rheinland-Pfalz weiter voran. Experten zufolge müssten
jährlich als unterste Grenze rund 10. 000 ha Waldböden gekalkt
werden. Auch die aktuellen Befunde der Bodenzustandserhebung zeigen,
dass weitere Waldkalkungen zur Gesunderhaltung der Wälder und des
Grundwassers in Rheinland-Pfalz notwendig sind.
Waldbesitzer und Unternehmen der Forstwirtschaft fordern daher von
der Landesregierung mehr zielgenaue Anstrengungen beim Boden- und
Trinkwasserschutz in Rheinland-Pfalz. Doch genau das Gegenteil ist
der Fall. Die Landesregierung ruft die von der EU und vom Bund zur
Verfügung gestellten Gelder für Bodenschutzkalkungen gar nicht ab.
Diese nicht nachvollziehbare Verweigerungshaltung führt 2014/2015 zu
einem kompletten Stopp der Bodenschutzkalkungen in Rheinland-Pfalz.
Burkhard Eusterwinter von der Aktionsgemeinschaft Bodenschutz
sagte in Mainz: "Für rund zwei Millionen Euro zur Förderung der
Bodenschutzkalkungen können nur etwa 7.500 ha säuregeschädigte
Waldböden mit Kalk pro Jahr kompensiert werden. Werden diese Mittel
auf fünf Millionen Euro aufgestockt steigt die gekalkte Fläche auf
rund 19 000 ha. Das sind in 10 Jahren insgesamt rund 190 000 ha mit
Kalk kompensierte Flächen z.B. auch im Kleinprivatwald. Dieses Ziel
sollten alle Verantwortlichen in der Praxis anstreben.
Die Kosten pro Hektar betragen bei der Ausbringung von rund 3 t
Dolomitkalk pro Hektar unterm Strich rund 290 Euro. Diese Summen
könnten die Waldbesitzer allein nicht aufbringen.
Für Forstwissenschaftler sind Bodenschutzkalkungen die
"Zinszahlungen" für die im Langzeitgedächtnis der Böden über lange
Zeiträume gespeicherte "ökologische Hypothek."
Dazu zählen Versauerung, Basenarmut, Rohhumusauflagen und
Schwermetalldepots in den Waldböden. Bodenschutzkalkungen mindern
Risiken und Gefahren für die wichtigen Schutzgüter Boden, Wald und
waldbürtige Wässer und unterstützen den Wald beim Kampf gegen
Klimaveränderungen beim Überleben. Ähnlich äußerten sich auch
heimische Waldbesitzer mit Blick auf klimabeständige Zukunftswälder.
Diese müssten in den folgenden Jahrzehnten mit weniger Wasser
auskommen. Gute, lockere und kompensierte Böden seien Garanten für
künftige intakte heimische Wälder. Bodenschutzmaßnahmen gelten als
Investition in den Wald der Zukunft.
Tilman Frohmaier von der Aktionsgemeinschaft Bodenschutz zufolge
nehmen Bodenschutzkalkungen auch in anderen Bundesländern drastisch
ab, gehen teilweise gegen Null, weil Waldbesitzer und
Landesregierungen ihre Eigenanteile bzw. die dazugehörige
Umsatzsteuer nicht aufbringen können. Diese negativen Auswirkungen
untergraben die Ziele der Waldstrategie 2020 in Deutschland
nachhaltig und führen hier zu einem ruinösen Verlust von Fachwissen.
Bodenschutzkalkungen erfolgen laut Frohmaier fast nur noch vom
Hubschrauber aus in niedriger Höhe. Bundesweit gibt es noch rund zwei
Dutzend speziell dafür ausgebildete Piloten mit etwa 20 Helikoptern.
Allein die Ausbildung der Piloten kostet pro Mann rund 150 000 Euro.
Die Kosten für Maschinen und Einsatz-Ausrüstungen für
Bodenschutzkalkungen gehen in mehrstellige Millionenbereiche.
Derzeit werden jährlich bundesweit etwa 70.000 ha Waldböden mit ca
200.000 Tonnen Kalk kompensiert. Brechen die Aufträge weg, wandern
die Piloten in andere Aufgabenfelder ab.
Burkhard Eusterwinter von der Aktionsgemeinschaft Bodenschutz und
andere Verbandsrepräsentanten regten an: "In die grundsätzlichen
finanzpolitischen Überlegungen sollte zudem einmünden, dass die
Wasserwirtschaft von intakten Waldböden besonders profitiert.
Aufwändiges Verschneiden von Trinkwasser spart z.B. über ein intaktes
"Wasserwerk Wald" viele Millionen Euro ein." Bund und Länder sollten
sich die zuvor für Bodenschutzkalkungen bereitgestellten Gelder über
die Wasserrechnungen im Promillebereich oder über eine Pauschale von
der Wasserwirtschaft zumindest anteilmäßig zurückholen.
Pressekontakt:
Jochen Wagner
Bergwiese 29
53343 Wachtberg (BN)
Mobil: 0160-63 69 69 0
Tel: 0228-93 23 0 90
Fax 0228-93 23 0 92
wagner-presse(at)t-online.de
www.aktionsgemeinschaft-bodenschutz.de
http://ots.de/pwaH9