(ots) - In Köln, in der Stadt von Konrad Adenauer, waren die
Maßstäbe arg hoch. Sollten es etwa 100 Prozent sein? Nicht ganz. Aber
an 96,7 Prozent Zustimmung für Angela Merkel gibt es auch nichts zu
meckern. Ihre Wiederwahl passt zum glatten Auftakt des
CDU-Parteitags. Nicht zuletzt die NRW-CDU von Armin Laschet wird aus
diesem Parteitag Hoffnung schöpfen. Merkel hielt eine Rede zur Lage
der Nation. Ein reiches Land ist ein Land, das viel zu verlieren hat.
In der Politik verkörpert keiner besser als Merkel die latenten
Abstiegsängste. Sie spricht oft darüber, dass wir bald den Anschluss
(Digitalisierung) verlieren, dass andere (China) besser werden oder
dass eine satte, eine alternde Gesellschaft erlahmt. Immer geht es
darum, aus einer Krise stärker hervorzugehen. Merkel-Reden sind weder
besonders effektvoll noch amüsant. Aber sie treffen die Stimmung.
Fast 97 Prozent an Zustimmung sind kein Zufall. Die CDU ist die
Partei für das Bruttosozialprodukt. So sieht sie sich, und so
imponiert sie auch den anderen. Sie steht überdies für einen
gnadenlosen Siegeswillen. Keine Partei identifiziert sich so stark
mit Macht wie die CDU, keine ist so selbstverständlich an der
Regierung, keine schert sich so wenig um Programme. Und keine
verdrängt Schwächen besser. Sie stellt gerade mal eine einzige
Landesregierung ohne Beteiligung der SPD - nur noch in Hessen. Aber
Merkel ging darauf nicht groß ein. Der Ausweg in der strategisch
prekären Ausgangslage kann mit Blick auf die Wahl 2017 nur eine
Annäherung an die Grünen sein. Merkel hat schon gestern damit
begonnen. Sie hat nur die SPD für Rot-Rot-Grün in Thüringen
kritisiert - und die Grünen geschont. Es war Merkels achte
Wiederwahl. Sie hat die CDU geprägt. Mit einer völlig anderen Führung
würde die Partei wohl fremdeln. Es ist kein Zufall, dass Ursula von
der Leyen das schlechteste Wahlergebnis aller Merkel-Vizes bekam.
Wenn Merkel heute aufhören würde, wäre die CDU geneigt, keine
Experimente zu wagen und Thomas de Maizière zum Nachfolger zu
bestimmen. Er kommt ihr in Stil und Auftreten am nächsten. Aber
eigentlich hat die CDU Merkel längst für 2017 eingeplant.
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