(ots) - Mehr als die Hälfte (59 Prozent)
internationaler Versicherungsentscheider rechnet in den kommenden
drei Jahren mit starken Zukäufen der Branche und Übernahmen einer
Reihe von digitalen Versicherungs-Start-ups, um sich in puncto
Digitalisierung besser aufzustellen. So lautet das Ergebnis einer
Studie des Managementberatungs-, Technologie- und
Outsourcing-Dienstleisters Accenture, für die 141 führende
Versicherer aus 21 Ländern befragt wurden.
Auf der Einkaufsliste stehen Unternehmen aus den Bereichen
Telematik (47 Prozent), Big Data und Analytics (38 Prozent) sowie
(Preis-)Vergleichsportale (43 Prozent). 43 Prozent der Befragten
haben zudem bereits Start-ups übernommen oder planen dies in naher
Zukunft, um die Chancen der Digitalisierung besser wahrnehmen zu
können.
Drei Viertel (75 Prozent) der befragten Versicherer gehen fest
davon aus, dass die Digitalisierung ihre Branche in den nächsten fünf
Jahren maßgeblich verändern wird und errechnen sich davon enorme
Chancen. So erwarten Sach- und Unfallversicherer (P&C) einen Anstieg
der Prämieneinnahmen von fünf Prozent binnen drei Jahren,
Lebensversicherer sogar eine Entwicklung von sieben Prozent.
"Die Versicherungswirtschaft hat erkannt, dass die Digitalisierung
ihr Geschäft stark verändert. Wir sehen auf die Branche eine bisher
noch nicht dagewesene Ära des Wandels zukommen, die in der Konsequenz
zu völlig neuen Produkten, Services und Geschäftsmodellen führen
wird", sagt Dr. Markus Wersch, Leiter des Bereichs
Versicherungswirtschaft bei Accenture in Deutschland. "Zielgerichtete
Zukäufe spielen hier eine wichtige Rolle, gerade um mit der rasanten
technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Die Akquisitionspläne
und die erwarteten überdurchschnittlichen Wachstumsaussichten,
ausgelöst durch die Digitalisierung, zeigen aber gleichzeitig, dass
die digitale Transformation inzwischen zur Chefsache geworden ist und
eine Schlüsselfunktion in der Geschäftsstrategie einnimmt. Dies ist
ein richtiger Schritt. Auch unsere Erfahrungen bestätigen, dass
Versicherer mit einem klaren Strategiefokus auf Digitalisierung - im
Gegensatz zu siloartig angelegten Initiativen - ein weit größeres
Wachstum erzielen können."
Erhebliche Investments-Planung, Defizite bei konkreter
Digital-Strategie
Für digitale Initiativen planen Sach- und Unfallversicherer (P&C)
im Durchschnitt Investitionen in Höhe von 47 Millionen US-Dollar für
die kommenden drei Jahre ein. Im gleichen Zeitraum wollen
Lebensversicherer im Schnitt jeweils 40 Millionen US-Dollar
investieren.
Allerdings fehlt dabei offenbar eine klare strategische
Verankerung. So betrachten 60 Prozent der Versicherer ihre digitalen
Investitionen als "explorativ". Lediglich 22 Prozent der Befragten
gehen davon aus, dass die getätigten Investments ihres Unternehmens
in disruptive Innovationen fließen und damit einen tatsächlichen
Transformationsprozess im Unternehmen anstoßen. Die Gründe sind hier
offenbar strukturell verankert. Als Umsetzungshindernisse für die
Digital-Strategie gaben 45 Prozent der Versicherungsentscheider
"Altsysteme" und bestehende IT-Strukturen an, gefolgt von einem
Mangel an Expertise (30 Prozent).
Entsprechend fehlt einem Fünftel (21 Prozent) der befragten
Versicherer eine wirkliche digitale Strategie, und ein knappes
Drittel (32 Prozent) beschränkt seine Ambitionen lediglich auf die
Digitalisierung der Vertriebs- oder Kundenkontaktprozesse. Weniger
als die Hälfte (47 Prozent) der befragten Versicherungsunternehmen
decken mit ihrer Digital-Strategie die gesamte Wertschöpfungskette ab
- von der Produktentwicklung bis hin zur Schadensregulierung,
inklusive Vertrieb, Underwriting sowie Kundenbeziehungsmanagement.
"Versicherer sollten nicht der Versuchung erliegen, lediglich
bestehende Kanäle zu digitalisieren. Simple Upgrades im Sinne
digitaler und mobiler Versionen ihrer etablierten Produkte und
Services sind nicht zielführend", sagt Dr. Markus Wersch. "Um die
ganze Bandbreite des digitalen Potenzials zu heben, bedarf es einer
völlig neuen Einstellung. Die Digitalisierung hat bereits ganze
Branchen umgewälzt, indem sie die Marktmacht von den Unternehmen in
die Hände der Kunden gegeben hat. Dieser Paradigmenwechsel verlangt
auch von der Assekuranz künftig ein Einnehmen der
Verbraucherperspektive. Für den Wandlungsschritt in digitale,
kundenzentrierte Unternehmen, sind Versicherer gefordert, ihre
Geschäftsmodelle von Grund auf zu transformieren. Gefragt sind
künftig maßgeschneiderte, verbraucherorientierte Lösungen".
Versicherer sind offen für neue Partnerschaften, auch mit
Internetgiganten
Fast drei Viertel (72 Prozent) der befragten Versicherer sind
bereits eine Vertriebspartnerschaft eingegangen oder planen dies in
naher Zukunft. Dabei sieht die Assekuranz vor allem Banken als
Partner (69 Prozent). 44 Prozent hält sogar Kooperationen mit
Technologieunternehmen wie Google oder Facebook für möglich.
Die Betätigungsfelder der Unternehmen beschränken sich jedoch
nicht mehr nur auf Versicherungsleistungen. Fast zwei Drittel (61
Prozent) der Versicherer haben bereits versicherungsfremde Produkte
und Dienstleistungen wie Objektsicherheit bzw. Haussicherung, Smarte
Sensorik oder Fahrzeugwartung im Angebot - oder haben dies konkret in
Planung.
"Digitale Technologien lassen die Grenzen zwischen den
verschiedenen Branchensektoren verschwimmen", sagt Dr. Markus Wersch.
"Zur Erhaltung der Relevanz ihrer Leistungen und zur Verhinderung
einer Abkopplung von der Lebensrealität ihrer Kunden werden
Versicherer ihre Geschäftsmodelle ausweiten müssen. Dafür braucht es
neue Partnerschaften außerhalb des Kerngeschäfts und innovative
Produkte und Services. Um Kunden künftig über die reinen
Absicherungsbedürfnisse hinaus bedienen zu können, ist eine zentrale
Position im Zentrum eines erweiterten Ökosystems notwendig. Ähnliche
Gefahren des Wert- und Stellungsverlusts sehen wir auch im
Bankensektor. Aufgrund weniger häufiger Kundenkontakte dürften jedoch
gerade Versicherer diesem Trend weit schutzloser ausgeliefert sein."
Weitere Ergebnisse der Studie:
- Versicherer haben bereits in digitale Felder investiert,
darunter in mobile Kommunikation und Apps (68 Prozent),
Data-Mining und Systeme zur Betrugsprävention (59 Prozent) sowie
Social Media Monitoring (54 Prozent).
- 29 Prozent der Versicherer erwarten aufgrund der wachsenden
Kundenbasis durch digitale Kanäle höhere Prämieneinnahmen.
- Lediglich ein Viertel (25 Prozent) der befragten Entscheider
behauptet von sich, einzig den Kunden im Blick zu haben. Der
Schlüsselfaktor jeder allumfassenden Digital-Strategie wird
insofern vom überwiegenden Teil der Branche nicht hinreichend
berücksichtigt.
Ãœber die Studie
Für die Studie wurden hat Accenture 141 Sach- sowie
Lebensversicherer weltweit befragt. Bei den Teilnehmern handelte es
sich um Führungskräfte auf Vorstandsebene, die für die
Digitalisierungsstrategie ihres Unternehmens verantwortlich zeichnen,
darunter Chief Digital Officers, Vertriebsverantwortliche und Chief
Marketing Officers. Die Interviews fanden telefonisch sowie
persönlich zwischen Juli und September 2014 statt. Die befragten
Unternehmen bewegten sich mit ihren Nettoprämieneinnahmen (NPW)
zwischen 10 Milliarden US-Dollar (26 Prozent) sowie 1 bis 10
Milliarden US-Dollar (58 Prozent), 16 Prozent verzeichneten darüber
hinaus ein NPW-Niveau unter einer Milliarde US-Dollar. Von den 141
Versicherungen stammten 16 aus Frankreich, jeweils 15 aus Italien,
Großbritannien und den USA, elf aus Deutschland, zehn aus Österreich,
jeweils neun aus Irland und Spanien, acht aus Kanada, je fünf aus
Dänemark und der Schweiz, weitere jeweils vier aus Norwegen,
Brasilien und Japan, je zwei aus Finnland, den Niederlanden, Schweden
und Süd-Afrika sowie jeweils eine aus Belgien, Polen und Peru.
Ãœber Accenture
Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-,
Technologie- und Outsourcing-Dienstleister mit rund 319.000
Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind. Als
Partner für große Business-Transformationen bringt das Unternehmen
umfassende Projekterfahrung, fundierte Fähigkeiten über alle Branchen
und Unternehmensbereiche hinweg und Wissen aus qualifizierten
Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine
partnerschaftliche Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein. Accenture
erwirtschaftete im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August 2014) einen
Nettoumsatz von 30 Mrd. US-Dollar. Die Internetadresse lautet
www.accenture.de.
Pressekontakt:
Mirko Alexander Lück
Accenture
Campus Kronberg 1
D-61476 Kronberg im Taunus
Telefon +49 6173 94-65844
mirko.lueck(at)accenture.com