(ots) - Seit fünf Jahren rotiert das Leben von Manuela im
Kreis - im Zentrum steht ihr ältester Sohn Peter. Im Film bleibt er
so unsichtbar wie für seine Familie und Freunde, nicht greifbar und
doch alles überschattend. Vor fünf Jahren hat er sich in die
Isolation des heimischen Zimmers zurückgezogen. In einer sensiblen
und genauen Beobachtung porträtiert der Debütfilm von Regisseur und
Autor Marcel Ahrenholz über den Zeitraum eines Jahres das Leben von
Manuela, die gegen den Verlust ihres ersten Sohnes Peter ankämpft.
Ein filmisches Tagebuch des Wartens und der Angst.
phoenix zeigt den Film als deutsche TV-Premiere. Der
Debüt-Langfilm von Marcel Ahrenholz wurde gefördert mit Mitteln der
Film- und Medienstiftung NRW und der Mitteldeutschen Medienförderung,
mit Unterstützung von Werkleitz Zentrum für Medienkunst, in
Zusammenarbeit mit phoenix.
Dokumentarfilm von Marcel Ahrenholz, phoenix/ZDF 2015, 90 Min.
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14 ARTEN, DEN REGEN ZU BESCHREIBEN KURZFASSUNG DES INTERVIEWS MIT
DEM REGISSEUR MARCEL AHRENOLZ
Wie kamen Sie auf das Thema 'sozialer Rückzug bei Jugendlichen'
für ihr Filmprojekt?
Auf das Thema bin ich in einem Zeitungsartikel gestoßen, in dem
von den japanischen Hikikomori berichtet wurde: Jugendliche, die sich
in ihre Zimmer zurückziehen und es für mehrere Jahre nicht mehr
verlassen. Diese Geschichten nahmen mich sofort gefangen. Ich begann,
Kontakt mit Kliniken in ganz Deutschland aufzunehmen und fand heraus,
dass es auch hier Jugendliche gibt, die sich in ihre Zimmer
zurückziehen und diese nicht mehr verlassen.
Welche Grundüberlegungen charakterisieren Ihren Film?
Aufgrund meiner Gespräche mit betroffenen Familien, Ärzten und
Psychologen und auch mit ehemals betroffenen Jugendlichen wurde mir
schnell klar, dass ich die Jugendlichen nicht zeigen wollte. Ein Film
über Menschen, die sich aus der Welt zurückziehen, die für ihre
Mitmenschen und sogar ihre Familien nicht mehr sichtbar sind, darf
diese Menschen nicht im Bild zeigen, sondern muss den Eindruck des
Verschwindens, des Geisterhaften mit dem Zuschauer teilen. Das war
das eine. Der andere Punkt war, dass ich weder die Krankheit erklären
noch Ursachenforschung betreiben wollte. Mir ging es darum, dem
Zuschauer die Möglichkeit zu geben, am Alltag einer Familie
teilzuhaben, die mit einem solchen Problem zu kämpfen hat. Ich wollte
zeigen, was es bedeutet, wenn man ein Kind Stück für Stück verliert,
obwohl oder gerade weil es hinter der nächsten Tür sitzt. Ich wollte
den Kampf um Normalität, die Hoffnungen und Rückschläge
dokumentieren.
Wie liefen die Dreharbeiten konkret ab?
Der Drehzeitraum umfasste ein Jahr. Mit meinem Kameramann Andreas
Köhler hatte ich in Abständen von ungefähr vier bis sechs Wochen
jeweils vier bis fünf Drehtage bei der Familie. Zwischen den Drehs
habe ich regelmäßig mit Manuela gesprochen und mich mit ihr
getroffen, sodass ich wusste, wenn besondere Termine anstanden oder
sich Entwicklungen abzeichneten, die ich in den Film aufnehmen
wollte. Das Drehteam bestand auch nur aus Andreas Köhler an der
Kamera und mir am Ton.
Haben Sie noch Kontakt zu Manuela und Peter und wie ist ihre
Situation heute?
Der Kontakt existiert noch, was mich auch sehr freut. Natürlich
ist er nicht mehr so eng wie zum Zeitpunkt des Drehs, aber wir
schreiben uns regelmäßig und hin und wieder sehen wir uns auch. Was
Peter betrifft, so hat sich an der grundlegenden Situation nicht viel
geändert. Wie auch im Film zu sehen ist, gibt es immer Bewegung, mal
geht es bergauf, dann gibt es wieder einen Rückschlag. Aber letztlich
sind die vier Wände seines Zimmers noch immer eine Grenze, die schwer
zu überwinden ist.
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