(ots) -
Der Vorschlag von Frank-Jürgen Weise, Vorstandschef der
Bundesagentur für Arbeit das Renteneintrittsalter flexibel bis 70
Jahre auszugestalten, wird aktuell kontrovers diskutiert. Vor dem
Hintergrund des demografischen Wandels und des damit einhergehenden
Fachkräftemangels kann diese Flexibilisierung ein weiterer Baustein
zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen sein.
Für die Mitarbeiter bietet eine dehnbare Ausweitung des Rentenalters
Motivation, Wertschätzung und Beschäftigung. Das Institut für
angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) hält die flexible
Ausweitung des Renteneintrittsalters aus arbeitswissenschaftlicher
Sicht für weitgehend umsetzbar.
"Was grundsätzlich zählt, ist das biologische und nicht das
kalendarische Alter", so Sibylle Adenauer, wissenschaftliche Expertin
des ifaa. "Dies kann von Mitarbeiter zu Mitarbeiter unterschiedlich
sein. Ein trainierter 65-Jähriger ist oftmals fitter als ein
untrainierter 45-Jähriger" ergänzt Adenauer. Wobei nicht nur die
körperliche sondern auch die geistige Fitness eingeschlossen ist.
Diese kann durch geistiges Training und lebenslanges Lernen
verbessert und erhalten werden. "Da es den normierten älteren
Mitarbeiter nicht gibt, sollte es keine Pauschallösungen geben.
Stattdessen sind individuelle mitarbeiterspezifische Lösungen
gefragt," erläutert Adenauer weiter.
Praxis und Forschung haben gezeigt, dass der Alterungsprozess
individuell sehr unterschiedlich verläuft. Leistungsfähigkeit wandelt
sich mit zunehmendem Alter. Dabei gibt es Fähigkeiten, die abnehmen,
aber auch Fähigkeiten, die sich verbessern. Dazu gehören
beispielsweise Sozialkompetenz, Selbsteinschätzung, Lebens- und
Berufserfahrung, betriebsspezifisches Wissen, Verantwortungs- und
Pflichtgefühl und Beurteilungsvermögen. Zusätzlich möchten viele
Ältere auch gerne länger arbeiten.
Betriebliche Rahmenbedingungen für eine lange Erwerbstätigkeit
Ältere haben Potenziale, die im Betrieb gebraucht werden und genutzt
werden sollten. Dazu können Unternehmen entsprechende Lösungen finden
- beispielsweise durch eine flexible, lebensphasenorientierende
Gestaltung der Arbeitszeitsysteme, das Design von heterogenen
Beschäftigungsformen, eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und
die Implementierung vielschichtiger Karrierepfade. Wie die Umsetzung
im Betrieb gelingen kann, zeigt die demnächst erscheinende
Veröffentlichung des ifaa "Leistungsfähigkeit im Betrieb. Kompendium
für den Betriebspraktiker zur Bewältigung des demografischen
Wandels."
Bei all den Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen, können
Mitarbeiter selbst Verantwortung für gesundes Altern übernehmen.
Dazu gehört: kein Nikotin, wenig Alkohol, ausgewogene Ernährung,
angemessenes Körpergewicht, regelmäßige Bewegung, adäquater Umgang
mit Stress und ausreichend Schlaf.
Pressekontakt:
INSTITUT FÃœR ANGEWANDTE ARBEITSWISSENSCHAFT E. V. (IFAA)
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