(ots) - Kaum gewählt, hat die künftige Präsidentin
Kroatiens ein kräftiges Zeichen gesetzt: Sie begab sich in die
Savestraße in Zagreb, wo Kriegsveteranen seit Wochen gegen die
"unpatriotische" Regierung protestieren. "Wir werden dort
weitermachen, wo unser erster Präsident aufgehört hat", rief Kolinda
Grabar Kitarovic dort den angetrunkenen Wutbürgern zu. Das klingt
nicht gut: Franjo Tudjman hat sein Land in autoritäre Verhältnisse
und außenpolitische Isolation geführt. Wer Kroatien nicht kennt,
könnte meinen, ein neuer Viktor Orbán wäre geboren. Aber anders als
der autoritäre Überzeugungstäter aus Ungarn setzt die gelernte
Diplomatin die nationalen Reflexe zu einem bestimmten Zweck ein. Sie
will "Apathie und Kleingeist" vertreiben und eine Aufbruchsstimmung
schaffen. Die hätte das Land dringend nötig. Was sich aber mit
nationalen Tönen an Aufbruchsstimmung schaffen lässt, erfasst nur
einen Teil der Bevölkerung und wird nicht lange anhalten. Gemeinsinn
hat der Nationalismus in Kroatien eben nicht geschaffen. Im
Gegenteil: Er hat Nachbarschaften zerstört, ein Zehntel der
Bevölkerung in die Flucht getrieben und gigantische Korruption
hervorgebracht . Beschwörungen der "großen Familie der Kroaten"
erwiesen sich als ideale Tarnung, wenn man in Wirklichkeit seine
kleine Familie bereichern wollte. Selbst wenn Grabar Kitarovic den
nationalen Kitsch nur zu bestimmten Zwecken einsetzen möchte: Seinen
Missbrauch kontrollieren kann sie nicht. Als Zauberlehrling wäre sie
nicht die Erste.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten(at)mittelbayerische.de