(ots) - Der heute von der israelischen
medico-Partnerorganisation "Ärzte für Menschenrechte" (PHR-IL)
vorgestellte Bericht "No Safe Place" erhärtet den Verdacht, dass
zahlreiche Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht zu hohen
Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung während des Gaza-Krieges im
Sommer 2014 geführt haben.
Laut PHR-IL zeigt der Bericht "die Diskrepanz zwischen den
Verlautbarungen des Militärs Menschenleben zu schonen und dem
Vorgehen während der Kämpfe, welches zu tausenden Verletzen und Toten
führte, da es keinen sicheren Zufluchtsort für die Bewohner des
Gazastreifens gab."
Der Bericht wurde, in Zusammenarbeit mit
Menschenrechtsorganisationen aus Israel und dem Gazastreifen, von
acht Gesundheitsexperten verfasst. Es ist die einzige internationale,
unabhängige Untersuchungsgruppe, denen die israelischen Behörden die
Einreise in den Gazastreifen während des Krieges erlaubten, um
medizinische und gesundheitsbezogene Informationen zu sammeln.
Anhand zahlreicher Beispiele verdeutlicht der Bericht, warum so
viele Zivilisten durch die Militäroffensive ums Leben kamen: Versagen
des Vorwarnsystems, fehlende Fluchtwege, Zusammenbruch des
Evakuierungsmechanismus für Verwundete und Angriffe auf
Rettungskräfte.
Verantwortlich für eine hohe Zahl von Opfern sind sog.
"Doppelschläge", bei denen nach einem Angriff die zu Hilfe eilenden
Verwandten und Rettungskräfte von nachfolgendem Beschuss getroffen
werden.
Außerdem stellen die Experten das Versagen des
Koordinierungsmechanismus zwischen der israelischen Armee, dem Roten
Kreuz und dem Palästinensischen Roten Halbmond fest. Durchschnittlich
vergingen zehn Stunden bis zur Bergung der Verletzten. Vielfach wurde
sie gänzlich unmöglich gemacht. In extremen Fällen, wie bei den
Angriffen auf Khuza'a in der Nähe von Khan Younis, nahm die
Koordination bis zu acht Tage in Anspruch.
Viele Zeugenaussagen dokumentieren Angriffe auf medizinische
Einrichtungen und Rettungskräfte, obwohl das palästinensische
Gesundheitsministerium die Kennzeichnungen von Krankenwagen und
medizinischen Teams, sowie die Koordinaten der
Gesundheitseinrichtungen an die israelischen Armee übermittelte.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation und des
palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden 23 medizinische
Fachkräfte getötet und 83 weitere verletzt. 45 Krankenwagen, 17
Krankenhäuser und 56 Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt oder
zerstört.
Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico
international fordert deshalb weitere unabhängige Untersuchungen. Die
israelische Armee könne dies, aufgrund der eigenen Verwicklung nicht
unvoreingenommen tun. "Israel sollte der Untersuchungskommission des
UN-Menschenrechtsrates eine ungehinderte Arbeit ermöglichen und den
Experten die Einreise nach Israel und Gaza gestatten", sagt Riad
Othman, medico-Repräsentant in Israel und Palästina.
Hinweise an die Redaktionen:
Den vollständigen Bericht "No Safe Place" (engl. 237 Seiten)
finden Sie als PDF unter: www.medico.de/gazaNoSafePlace
Gerne vermitteln wir Ihnen Interviews mit unseren
Partnerorganisationen in Israel und dem Gazastreifen. Auch Riad
Othman, unser medico-Repräsentant vor Ort, der im Rahmen der
Menschenrechts- und Wiederaufbauprojekte regelmäßig auch den
Gazastreifen bereist, steht für Interviews zur Verfügung.
Für Nachfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:
- Bernd Eichner, Pressereferent: Tel. 069/94438-45 oder
eichner(at)medico.de
- Riad Othman, Repräsentant in Israel und Palästina: Tel. +972 59
9997 418 oder +972 54 653 9790 und ho-jlem(at)medico.de