(ots) - Aus Sicht der mittelständischen
Chemieunternehmen hat sich die Standortqualität Deutschlands in den
vergangenen fünf Jahren verschlechtert. Aus der Perspektive des
Mittelstands, der mit 160.000 Beschäftigten über ein Drittel aller
Arbeitsplätze der Branche stellt, gibt es viele Herausforderungen:
Die Stärken des Chemiestandorts wurden nicht durch geeignete
industriepolitische Maßnahmen weiterentwickelt. Gleichzeitig haben
sich die Schwächen durch externe Faktoren, wie die niedrigen
Energiepreise in den USA, sowie politische Entscheidungen in Berlin
und Brüssel weiter vergrößert. Das ist das zentrale Ergebnis einer
repräsentativen Umfrage unter 150 mittelständischen Betrieben aus der
chemisch-pharmazeutischen Industrie, die die Unternehmensberatung Dr.
Wieselhuber & Partner für ihre Studie "Die Wettbewerbsfähigkeit des
Chemiestandortes Deutschland" durchgeführt hat. Die Ergebnisse hat
der VCI auf seiner Mittelstandspressekonferenz 2015 in Frankfurt
vorgestellt.
Der Vorsitzende des VCI-Ausschusses Selbständiger Unternehmer
(ASU), Reinhold von Eben-Worlée, kommentierte: "Das globale
Wettbewerbsumfeld entwickelt sich zu Ungunsten des Standorts
Deutschland. Dennoch reagiert die Politik nicht auf diesen Wandel.
Dabei müsste die Bundesregierung entschlossen handeln, um die
Wettbewerbsfähigkeit des Chemie- und Industrielands Deutschland auf
Dauer zu sichern. Bereits 5 Prozent der befragten Mittelständler
haben angegeben, in den kommenden Jahren überhaupt nicht mehr in
Deutschland zu investieren. Außerdem investiert bereits ein Drittel
aller mittelständischen Firmen im Ausland."
Für die Studie haben die befragten Chemieunternehmen die
Standortqualität in Deutschland anhand von 14 Faktoren bewertet.
Demnach sind das "Innovationsklima", die "Infrastruktur", die
"Verfügbarkeit von Fachkräften" und die "Rechtssicherheit"
Rahmenbedingungen, mit denen Deutschland international punkten kann -
aber nicht mehr uneingeschränkt. Das "Innovationsklima" hat sich seit
2009 verschlechtert. Die Qualität der "Infrastruktur" sehen die
Unternehmen als zukünftig gefährdet an und fordern, die
Zuverlässigkeit in diesem Bereich zu erhalten. Außerdem wurde es für
die Betriebe in den vergangenen fünf Jahren deutlich schwieriger,
ihren Fachkräftebedarf zu decken. Mit Blick auf die "Rechts- und
Planungssicherheit" fällt es den Unternehmen zunehmend schwer, sich
auf die ständigen Änderungen einzustellen.
Aus Sicht der mittelständischen Chemieunternehmen haben sich die
meisten Standortfaktoren in den vergangenen Jahren negativ
entwickelt. Am stärksten verschlechterten sich die Kategorien
"Energiekosten" sowie der "Bürokratie- und Regulierungsaufwand". Eine
gefühlte "Überregulierung" in der EU, wie beispielsweise durch die
Chemikalienverordnung REACH, die Verordnung für Biozidprodukte oder
die GMP-Richtlinie zur Qualitätssicherung von Produktionsabläufen,
wird von mehr als 50 Prozent der Befragten als Belastung empfunden.
Insgesamt klagt mit 45 Prozent knapp die Hälfte der Unternehmen über
eine zu hohe Bürokratie. Hinzu kommen aus Sicht der Unternehmen hohe
Produktionskosten, eine hohe Steuerbelastung und das schwache
Marktwachstum in Deutschland und Europa.
Strategien zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit
Die Studie kommt jedoch auch zu dem Ergebnis, dass die
mittelständischen Chemieunternehmen am Standort Deutschland
festhalten wollen. Sie ergreifen verschiedene Maßnahmen, um ihre
Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Hierzu sagte Henrik Follmann,
Mitglied im VCI-Präsidium: "Das heißt für die Unternehmen vor allem:
Spezialisierung und Kundenorientierung vorantreiben, Forschung und
Entwicklung ausbauen, Effizienz und Produktivität verbessern und
Internationalisierung verstärken." Dieses Paket allein werde jedoch
nicht ausreichen, um auch in Zukunft erfolgreich im globalen
Wettbewerb zu bestehen. Industriepolitisch bestehe daher dringender
Handlungsbedarf durch die Bundesregierung für bessere
Rahmenbedingungen.
Eben-Worlée und Follmann nannten hier vier Bereiche, in denen
gehandelt werden müsse: eine zügige Deckelung der staatlich
verursachten Energiekosten im Rahmen des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und die Schaffung von
Rechtssicherheit bei der Erbschaftsteuer ohne rückwirkende
Regulierung. Außerdem die Einführung einer steuerlichen
Forschungsförderung für Unternehmen aller Größenklassen, wie sie die
meisten EU- und OECD-Staaten bereits haben, und ein Eintreten der
Bundesregierung für einen erfolgreichen Abschluss des
transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP.
Die mittelständischen Chemieunternehmen sind eine tragende Säule
der Branche. Sie stellen über ein Drittel aller Arbeitsplätze in der
chemischen Industrie. Außerdem erwirtschaften sie rund 30 Prozent des
deutschen Chemieumsatzes. Insgesamt zählen mehr als 90 Prozent der
rund 2.000 Chemiebetriebe hierzulande zum Mittelstand. Eine so
ausgeprägte mittelständische Unternehmenskultur besitzt keine andere
Chemienation auf der Welt.
Ãœber den VCI:
Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von mehr
als 1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen
Tochterunternehmen ausländischer Konzerne gegenüber Politik,
Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den
Medien. Der VCI steht für mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie.
Die Branche setzte 2014 über 193 Milliarden Euro um und beschäftigte
442.500 Mitarbeiter.
Ãœber Dr. Wieselhuber & Partner:
Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) ist eine unabhängige,
branchenübergreifende Management-Beratung für Familienunternehmen
sowie für Sparten und Tochtergesellschaften von Konzernen
unterschiedlicher Branchen. Sie ist spezialisiert auf die
unternehmerischen Gestaltungsfelder Strategie, Innovation & New
Business, Führung & Organisation, Marketing & Vertrieb, Operations
sowie auf die nachhaltige Beseitigung von Unternehmenskrisen durch
Restrukturierung und Finanzierung. Mit Stammhaus in München bietet
Dr. Wieselhuber & Partner seinen Kunden umfassendes Branchen- und
Methoden-Know-how mit dem Anspruch, die Wettbewerbsfähigkeit,
Ertragskraft und den Unternehmenswert seiner Auftraggeber nachhaltig
sowie dauerhaft zu steigern.
Direkt zur PDF-Datei der Studie geht es mit folgendem Link:
http://ots.de/KbzaN
Alle Materialien inklusive Fotoset gibt es ab ca.12:30 Uhr auch
hier: http://ots.de/wii44
Pressekontakt:
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