WSI-Studie: Betriebliche Kinderbetreuung weiterhin sehr selten
I-Studie: Betriebliche Kinderbetreuung weiterhin sehr selten
Betriebskindergärten sind nach wie vor eine Rarität. Nicht einmal ein Prozent aller außer Haus betreuten Kinder besuchen eine betriebliche Kita. Das ergibt eine Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.
Die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist auch aus Sicht vieler Unternehmen nach wie vor ein Problem. Arbeitgeberverbände fordern deshalb regelmäßig weitere Verbesserungen bei der Kinderbetreuung - und sehen in betrieblichen Angeboten dazu ein wichtiges Instrument der Mitarbeiterbindung. Wie weit entsprechende Angebote tatsächlich verbreitet sind, haben der WSI-Forscher Dr. Eric Seils und Judith Kaschowitz von der TU Dortmund untersucht. Ihre Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Unternehmen, die ihre Beschäftigten bei der Kinderbetreuung unterstützen, zwar wächst, aber dennoch außerordentlich gering ist.
Die Arbeitgeber selbst schätzen ihren Beitrag als deutlich größer ein. Dem "Unternehmensmonitor" zufolge, einer Befragung, die das Bundesfamilienministerium gemeinsam mit dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) durchführt, haben im Jahr 2012 immerhin 3,4 Prozent aller Unternehmen betriebliche Kinderbetreuung angeboten. Nach Berechnungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), die auf einer Online-Umfrage beruhen, sollen sich im selben Jahr sogar 15 Prozent der Unternehmen mit eigenen Angeboten um den Nachwuchs ihrer Beschäftigten gekümmert haben. Seils und Kaschowitz halten diese Zahlen für irreführend. Sie monieren, dass große Betriebe in der Befragung des DIHK überrepräsentiert sind. Das IW wiederum habe Firmen mit weniger als fünf Beschäftigten, die mehr als 80 Prozent aller Unternehmen ausmachen und eher selten über eigene Betreuungseinrichtungen verfügen dürften, überhaupt nicht befragt. Insofern seien die Ergebnisse beider Studien wenig aussagekräftig.
Für wesentlich glaubwürdiger halten die Sozialwissenschaftler Angaben des Statistischen Bundesamts, die auf einer Vollerhebung der Kindertagestätten und der öffentlich geförderten Kindertagespflege basieren. Demnach beträgt der Anteil der betrieblich betreuten Kinder an allen in Tageseinrichtungen betreuten Kindern lediglich 0,9 Prozent. 2014 gab es laut Bundesamt in der Bundesrepublik insgesamt 53.415 Kindertagesstätten. Zum Vergleich: 2012 existierten in ganz Deutschland 586 und im vergangenen Jahr 668 "Tagesstätten für Kinder von Betriebsangehörigen" - bei insgesamt 3,6 Millionen Unternehmen. Das würde bedeuten, dass im Jahr 2012 auf 100.000 Unternehmen knapp 16 Betriebskindergärten entfielen. Selbst wenn sich an jeder Einrichtung im Schnitt zehn Firmen beteiligen sollten, würde der Anteil nur 0,16 Prozent betragen. Auch wenn man darüber hinaus in Rechnung stellt, dass Unternehmen vereinzelt Belegplätze in anderen Einrichtungen buchen mögen, sei das ein sehr niedriger Wert, so Seils und Kaschowitz.
Hans-Böckler-Stiftung
Bertha-von-Suttner-Platz 1
40227 Düsseldorf
Deutschland
Telefon: 0211-7778-0
Telefax: 0211-7778-225
Mail: mailto:
www-oe@boeckler.de
URL:
http://www.boeckler.de
(pressrelations) - ebliche Kinderbetreuung weiterhin sehr selten
Betriebskindergärten sind nach wie vor eine Rarität. Nicht einmal ein Prozent aller außer Haus betreuten Kinder besuchen eine betriebliche Kita. Das ergibt eine Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.
Die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist auch aus Sicht vieler Unternehmen nach wie vor ein Problem. Arbeitgeberverbände fordern deshalb regelmäßig weitere Verbesserungen bei der Kinderbetreuung - und sehen in betrieblichen Angeboten dazu ein wichtiges Instrument der Mitarbeiterbindung. Wie weit entsprechende Angebote tatsächlich verbreitet sind, haben der WSI-Forscher Dr. Eric Seils und Judith Kaschowitz von der TU Dortmund untersucht. Ihre Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Unternehmen, die ihre Beschäftigten bei der Kinderbetreuung unterstützen, zwar wächst, aber dennoch außerordentlich gering ist.
Die Arbeitgeber selbst schätzen ihren Beitrag als deutlich größer ein. Dem "Unternehmensmonitor" zufolge, einer Befragung, die das Bundesfamilienministerium gemeinsam mit dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) durchführt, haben im Jahr 2012 immerhin 3,4 Prozent aller Unternehmen betriebliche Kinderbetreuung angeboten. Nach Berechnungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), die auf einer Online-Umfrage beruhen, sollen sich im selben Jahr sogar 15 Prozent der Unternehmen mit eigenen Angeboten um den Nachwuchs ihrer Beschäftigten gekümmert haben. Seils und Kaschowitz halten diese Zahlen für irreführend. Sie monieren, dass große Betriebe in der Befragung des DIHK überrepräsentiert sind. Das IW wiederum habe Firmen mit weniger als fünf Beschäftigten, die mehr als 80 Prozent aller Unternehmen ausmachen und eher selten über eigene Betreuungseinrichtungen verfügen dürften, überhaupt nicht befragt. Insofern seien die Ergebnisse beider Studien wenig aussagekräftig.
Für wesentlich glaubwürdiger halten die Sozialwissenschaftler Angaben des Statistischen Bundesamts, die auf einer Vollerhebung der Kindertagestätten und der öffentlich geförderten Kindertagespflege basieren. Demnach beträgt der Anteil der betrieblich betreuten Kinder an allen in Tageseinrichtungen betreuten Kindern lediglich 0,9 Prozent. 2014 gab es laut Bundesamt in der Bundesrepublik insgesamt 53.415 Kindertagesstätten. Zum Vergleich: 2012 existierten in ganz Deutschland 586 und im vergangenen Jahr 668 "Tagesstätten für Kinder von Betriebsangehörigen" - bei insgesamt 3,6 Millionen Unternehmen. Das würde bedeuten, dass im Jahr 2012 auf 100.000 Unternehmen knapp 16 Betriebskindergärten entfielen. Selbst wenn sich an jeder Einrichtung im Schnitt zehn Firmen beteiligen sollten, würde der Anteil nur 0,16 Prozent betragen. Auch wenn man darüber hinaus in Rechnung stellt, dass Unternehmen vereinzelt Belegplätze in anderen Einrichtungen buchen mögen, sei das ein sehr niedriger Wert, so Seils und Kaschowitz.
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Datum: 05.02.2015 - 15:15 Uhr
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