(ots) - Wer gedacht hätte, die Welt käme nach der
Auflösung des Ost-West-Konflikts ins Gleichgewicht, hätte sich
spätestens am 11.September 2001 eines besseren belehren
lassen können. Damals lenkten Terroristen Passagierflugzeuge in die
Türme des World Trade Centers, was unmittelbar zum Krieg der USA und
ihrer Verbündete in Afghanistan und Irak führte. Inzwischen schreiben
wir das Jahr 2015 und Pulverdampf breitet sich über die gesamte
Erdkugel aus. Die Strategie der westlichen Kriegsparteien, die
eigenen politischen und wirtschaftlichen Ziele möglichst weit ab von
der Heimat zu verteidigen, ging anfangs weitgehend auf. Inzwischen
aber immer weniger. Denn die grausamen Konflikte im Mittleren und
Nahen Osten sickern in die europäischen Metropolen. Wie konnte das
geschehen? Die Konfliktparteien in den umkämpften Regionen heißen
nicht mehr USA und Irak oder Nato, Taliban oder Afghanistan. Die Lage
ist deutlich komplizierter. Geopolitische Machtfragen werden
mittlerweile von Glaubensfragen überdeckt, und umgekehrt werden
Glaubensfragen von zwielichtigen Machtstrategen instrumentalisiert.
Und genau auf diesem Weg sucht sich das barbarische Geschehen seine
Pfade nach Europa. Potenzielle Psychopathen, Kriminelle, Verwirrte
und Verlorene - Muster-Attentäter - stehen offenbar in genügender
Anzahl bereit. Sie halten ihre Hirne bereitwillig hin, Hassprediger
müssen sie nur noch waschen. Von Kopenhagen nach Aleppo sind es knapp
4000 Kilometer. Von Tromso im Norden Norwegens nach Malaga in Spanien
sind es 1000 Kilometer weiter. In Syrien ist die Lage besonders
unübersichtlich und zugleich besonders unmenschlich. Seit dort auch
noch die Terrormiliz IS mitschießt und den Kriegs-Sadismus geradezu
exhibitionistisch ins Internet stellt, ist das Chaos komplett. Aus
diesem Chaos formt sich der hässliche Geist derer, die sich die
Freiheiten in Europa zu Nutzen machen, um sie zu zerstören. Makaber,
dass Terroristen den Krieg ausgerechnet dorthin bringen wollen, wo
durchaus die Quelle für eine Befriedung des Nahen Ostens liegen
könnte. Natürlich müsste sich die EU - vielleicht sogar gemeinsam mit
einem demokratisierten Russland - stärker von den USA emanzipieren.
Aber das Mittelmeer und den Nahen Osten in eine friedliche,
prosperierende Zone zu verwandeln, ist keine absurde Utopie. Um daran
zu arbeiten, bedürfte es allerdings Mut. Und ein Bewusstsein, das von
Europa mehr verlangt als einfach nur eine wirtschaftliche Weltmacht
zu sein.
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