(ots) - Professoren und Dozenten sind empört über das Aus
der Anwesenheitspflicht. Wer kommt denn noch, wenn er nicht muss?,
fragen viele und sehen ihre Kompetenz herabgewürdigt. Ein Soziologe
aus Bonn meint gar, die Landesregierung hätte auch gleich die
Universitäten abschaffen können. Eine Hochschule sei schließlich eine
"Anwesenheitsinstitution". Der Ruf der Hochschulen nach mehr
Autonomie und Freiheit sollte indes auch für ihre Studierenden
gelten. Die Anwesenheit in Lehrveranstaltungen macht wenig Sinn, wenn
der Professor nur sein eigenes Buch oder Folien vorliest. In diesen
Fällen mag die Angst vor leeren Sälen begründet sein.
Prüfungsrelevante Veranstaltungen oder Vorlesungen von fähigen
Dozenten, die Begeisterung oder zumindest Interesse für den Stoff
wecken können, werden auch künftig voll sein. Die Universität basiert
auf der Freiwilligkeit der Lernenden, lebt von der Begeisterung für
die Wissenschaft. Deshalb muss man von Studierenden auch Disziplin
erwarten können, ohne diese werden sie ihr Studium nicht schaffen.
Aber wenn die Hochschule der Ort ist, an dem die Fähigkeit zu
selbstständigem Arbeiten und Denken sowie zur Selbstorganisation
gefördert wird, dann muss man jungen Menschen die Verantwortung für
ihr Studium überlassen. Sie werden lernen müssen zu erkennen, ob sie
mit den Anforderungen klarkommen. Damit ist mehr erreicht als mit
einem Kreuzchen in einer Namensliste.
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