(ots) - 18. Februar 2015 - Mit der umstrittenen Kündigung
von rund 135.000 höherverzinsten Altverträgen wollen Deutschlands
Bausparkassen jährlich über 60 Millionen Euro an Zinszahlungen
einsparen. Dies hat der Zinsexperte Max Herbst vom Frankfurter
Finanzdienst FMH für das Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Heft 3/2015,
EVT 19. Februar) überschlägig errechnet. Es geht um gekündigte
Altverträge, die seit mehr als zehn Jahren zuteilungsreif sind.
Grundlage der Berechnung war eine durchschnittliche Bausparsumme von
35.000 Euro. Dabei setzte Herbst ein Anlagevolumen aus
zuteilungsreifen Hochzinsverträgen von insgesamt etwa 1,89 Milliarden
Euro voraus, das im Schnitt mit 3,5 Prozent Guthabenzins bedient
werden muss, was einer jährlichen Einsparung von 66 Millionen Euro
entspräche.
Den von vielen Bausparkassen zur Begründung der Kündigung
herangezogenen "Schutz des Bausparkollektivs" wollen
Verbraucherschützer nicht gelten lassen. Es könne wohl kaum sein,
dass diese ein bis zwei Prozent der Kunden alle anderen in Bedrängnis
bringen. Man dürfe wohl eher annehmen, dass die Kassen nur kündigen,
um ihren Gewinn um ein paar Prozentpunkte zu erhöhen.
Der Vorstand der LBS Bayern, Franz Wirnhier, hält gegenüber
'Capital' dagegen. "Der Bausparvertrag ist kein Anlageprodukt zur
Rendite-Optimierung. Es geht darum, Menschen Wohneigentum zu
ermöglichen." Es sei schließlich nicht der Sinn des Bausparens,
Anlegern ohne Finanzierungsabsicht zeitlich unbegrenzt Dauervorteile
zu ermöglichen. Deshalb werde seine Kasse weiterhin "konsequent
Altverträge kündigen, wenn der Zweck des Bausparens nicht mehr
verfolgt wird".
Finanzexperte Herbst hält Kündigungen aus diesem Grund für ein
Unding: "Jahrelang haben die Kassen gutes Geld mit diesen Kunden
verdient, weil sie deren Einlagen gegen hohe Darlehenszinsen
verliehen. Heute sagen sie: Das sind alles Gauner und Schmarotzer,
die nutzen das Kollektiv aus."
Pressekontakt:
Britta Langenberg, Redaktion 'Capital',
Tel. 030 /22074-5141, E-Mail: langenberg.britta(at)capital.de
www.capital.de