(ots) - EU-Vizeparlamentspräsident Alexander Graf Lambsdorff
(FDP) sieht den Austritt Griechenlands aus der Eurozone nicht mehr
als Tabu. "Wir wünschen uns, dass Griechenland auf die Beine kommt
und in der Eurozone bleiben kann. Auf der anderen Seite sind wir aber
auch nicht bereit, uns erpressen zu lassen und ständig Steuergelder
hinterher zu schießen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein
Schrecken ohne Ende", erklärte Lambsdorff in der Sendung Unter den
Linden im Fernsehsender phoenix. Die Äußerungen von Kanzlerin Angela
Merkel aus der Vergangenheit, dass sie zur Griechenland-Rettung keine
Alternative sehe, kritisierte der FDP-Politiker. "Nichts ist
alternativlos. Ich halte den Satz von der Alternativlosigkeit in der
Politik für gefährlich. Man muss immer abwägen zwischen verschiedenen
Optionen." Noch vor einigen Jahren hätte sich ein Grexit fatal auf
das Währungsgebilde ausgewirkt. Inzwischen habe man aber
entsprechende Absicherungsmechanismen geschaffen, um den Austritt
eines Landes zu verkraften und keinen Dominoeffekt zu erleben.
Griechenland benötige jetzt ernsthafte Reformen, Investitionen und
eine solide öffentliche Finanzpolitik. "Wenn das nicht kommt, bin ich
auch bereit, zu sagen: Dann eben nicht. Wenn es nicht anders geht,
wird Griechenland die Eurozone verlassen müssen", sah Lambsdorff in
den kommenden Monaten so etwas wie eine letzte Chance für Athen.
Die stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei, Sahra
Wagenknecht, forderte die Kritiker einer Ãœbereinkunft mit der
griechischen Regierung auf, den deutschen Bürgern nicht Sand in die
Augen zu streuen. Bei einem Ausscheiden Griechenlands aus der
Eurozone hätte dies erhebliche Rückwirkungen. "Dann können wir das
gesamte Steuergeld in Höhe von 60 Milliarden Euro, das Deutschland
dort investiert hat, in Drachmen zurückholen - dann ist das Geld
praktisch weg. Dann hätten wir Steuergeld völlig sinnlos verpulvert."
Auch bei einer Rückzahlung der Schulden müsse man Realität walten
lassen. Angesichts einer Schuldenquote von 175 Prozent könne
Griechenland bei einer Erholung seiner Wirtschaft "maximal die Hälfte
der Schulden zurückzahlen", so Wagenknecht.
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