(ots) - Die Weltbank hat schwere Fehler bei der Umsiedlung
von Menschen bei ihren Entwicklungsprojekten eingeräumt.
Weltbank-Präsident Jim Yong Kim teilte in einer schriftlichen
Erklärung mit, er sei in "tiefer Sorge" über die
Umsiedlungsprogramme. Die Erklärung der Weltbank folgt Recherchen und
Anfragen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung in Kooperation mit dem
International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).
Die Medien hatten die Bank mit vorläufigen Ergebnissen
monatelanger Recherchen auf Grundlage von Weltbank-Dokumenten
konfrontiert. Danach wurden durch Hunderte Projekte in den
vergangenen zehn Jahren offenbar mehrere Millionen Menschen
umgesiedelt und teils gewaltsam vertrieben. Den Recherchen zufolge
wurden die Vorgaben der Weltbank in einer Vielzahl von Projekten
nicht eingehalten. Im Januar hatten NDR, WDR Süddeutsche Zeitung über
Menschenrechtsverletzungen bei einem Großprojekt in Äthiopien
berichtet. In einer internen Analyse hatte die Weltbank ihre
Mitverantwortung für das Projekt und Fehler kritisch analysiert.
"Wir müssen und werden es besser machen", versprach jetzt
Weltbank-Chef Kim. Man habe mehrere große Probleme gefunden:
unzureichende Ãœberwachung der Projekte, mangelhafte Umsetzung der
Programme. Zudem müsse strenger geprüft werden, ob die Vorgaben der
Weltbank eingehalten werden, so Kim. Einige Reformen wurden nach
seinen Angaben bereits eingeleitet. So soll ein Aktionsplan dabei
helfen, die Mängel abzustellen. Die Bank verspricht darin eine
bessere Kontrolle von Projekten, in denen Umsiedlung erforderlich
ist, sowie Länder, bei denen die Durchführung solcher Umsiedlungen
problematisch werden könnte, besser zu unterstützen. Auch von mehr
Geld und Personal für das Durchsetzen der bankeigenen Sozial- und
Umweltrichtlinien ist die Rede. Neue Organisationsstrukturen sollten
den Verantwortlichen in Zukunft mehr Unabhängigkeit bei der
Einhaltung von Richtlinien einräumen, erklärte die Weltbank.
Nichtregierungsorganisationen werfen der Weltbank seit Jahren
Organisationsmängel vor. Knud Vöcking von der Umwelt- und
Menschenrechtsorganisation Urgewald sagte NDR, WDR und SZ: "Das
wichtigste Problem ist, dass sie das eine sagen und das andere tun."
Insbesondere mit Blick auf den privaten Arm der Weltbank, die
International Finance Corporation (IFC), kritisiert er eine falsche
Anreizstruktur für die Mitarbeiter. Es werde derjenige befördert, der
das "meiste Geld möglichst schnell abfließen lässt", so Vöcking.
Fragen von Nachhaltigkeit, Schutz der Menschenrechte und ähnlichem
spielten im operativen Geschäft der Fallmanager, wenn überhaupt, nur
eine untergeordnete Rolle.
Die Weltbank ist die größte Entwicklungshilfeinstitution weltweit.
Vergangenes Jahr vergab sie Kredite in Höhe von 66 Milliarden
US-Dollar.
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