(ots) - Der Bundeswehr drohen erhebliche Probleme bei
einem ihrer wichtigsten Transport-Hubschrauber. Nach Informationen
von NDR Info und Tagesschau.de gibt es innerhalb der Luftwaffe
offensichtlich große Zweifel, ob der Hubschrauber vom Typ CH-53GS
weiter verwendet werden kann. Das geht aus einer internen
Bestandsaufnahme des "Kommandos Luftwaffe" hervor, die beiden Medien
vorliegt.
In dem als Verschlusssache eingestuften Schreiben ("nur für den
Dienstgebrauch") kommt die Luftwaffe zu dem Ergebnis, dass die mit
einer speziellen Sicherheitsausstattung ausgerüstete Baureihe
veraltet ist. Wortwörtlich schreibt das Kommando: "Die Baureihe GS
[ist] von Obsoleszenzen betroffen, deren Beseitigung durch eine
Rüstungsmaßnahme weiterhin nicht entschieden wurde. Insofern besteht
ein erhöhtes Risiko ab 2016 in der grundsätzlichen weiteren Nutzung
der Baureihe."
Sollte sich an dieser Bestandsaufnahme nichts ändern, könnte das
erhebliche Folgen für die Bundeswehr und die von ihr eingegangenen
internationalen militärischen Verpflichtungen haben. Drei
Transporthubschrauber setzt die Bundeswehr momentan in Afghanistan im
Rahmen des "Resolute Support"-Mandats ein. 2015, so die Luftwaffe in
dem internen Schreiben weiter, lasse sich diese Verpflichtung noch
aufrecht erhalten, "eine Fortführung des Einsatzes in 2016 ist mit
technischem Personal nicht darstellbar." Dieses Personal ist für die
aufwändige Instandhaltung der Maschinen notwendig.
Engpässe gibt es vor allem deswegen, weil das
Bundesverteidigungsministerium damit begonnen hat,
Luftwaffen-Standorte zu schließen bzw. bisher an angestammten
Standorten wahrgenommene Aufgaben neu zu verteilen und zu verlegen.
Davon betroffen sind Rheine und Diepholz. Die Bundeswehr nutzt den
CH-53 nach eigenen Angaben seit 1975.
Ein Sprecher der Luftwaffe wies die in dem internen Schreiben
dargestellten Probleme zurück. Schriftlich teilt er mit:
"Einschränkungen, die sich auf den Grundbetrieb in Deutschland
beschränken, haben keine Auswirkungen auf den Einsatz "Resolute
Support." Zudem sei noch nicht darüber entschieden, ob die Luftwaffe
so wie 2015 auch 2016 in Afghanistan eingesetzt werde.
Verteidigungspolitiker von SPD und Grünen im Bundestag fordern
jetzt trotzdem Aufklärung. Der Vorsitzende des
Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag und zukünftige
Wehrbeauftragte, Hans-Peter Bartels, sagte NDR Info und
Tagesschau.de: "Wenn so gravierende Mängel da sind, personell und was
die materielle Einsatzfähigkeit angeht, dann muss dringend
nachgesteuert werden. Man kann dieses Problem nicht verdrängen und
wegdrücken wie bei anderen Problemen mit der Einsatzfähigkeit von
Material auch, weil dieser Hubschrauber noch für zehn bis 15 Jahre
fliegen soll."
Ähnlich fiel die Kritik von Agnieszka Brugger,
verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen im Deutschen Bundestag,
aus: "Man kann Probleme nicht lösen, wenn man sich einredet, dass man
keine hat. Deswegen bin ich über diesen Vorgang sehr verärgert."
Reinhard Schlepphorst, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der
Flugzeug- und Hubschrauberbesatzungen bei der Bundeswehr (IGTH),
betonte, ein reibungsloser Grundbetrieb in Deutschland sei
Voraussetzung für eine erfolgreiche Durchführung des
Auslandseinsatzes. "Man kann das nicht so darstellen, als wenn der
Grundbetrieb völlig losgelöst vom Einsatz betrachtet werden kann", so
Schlepphorst weiter. Die offizielle Haltung der Luftwaffe ist für ihn
"Ausdruck eines mangelnden Problembewusstseins".
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