(ots) - Ex-RTL-Reporter Felix Reichstein erhebt
nach seinem umstrittenen Auftritt als Pegida-Anhänger Vorwürfe gegen
das Landesstudio Ost. Völlig unvorbereitet sei er im Dezember auf
Wunsch der Kölner RTL-Zentrale verdeckt unter die Dresdner
Demonstranten geschickt worden, schreibt Reichstein in einem
Gastbeitrag für das "medium magazin". "Sender und Studio haben
mögliche Risiken dabei völlig unterschätzt". Wenige Stunden nach dem
Auftrag habe der Dreh begonnen. "Mehr Vorbereitung ist nicht. Als ob
'Verdeckt' Standard wäre."
Reichstein gab dann mitten in dem verdeckten Einsatz einem
NDR-Kamerateam ein Interview. Dabei blieb er in seiner Rolle als
vermeintlicher Demonstrant, äußerte sich fremdenfeindlich. Das
ARD-Politmagazin "Panorama" strahlte Reichsteins Statement aus ohne
zunächst zu wissen, dass es sich um einen Kollegen handelt. Er habe
zu spät seinen Fehler erkannt, sich auch vor den Fernseh-Kollegen als
Pegida-Demonstrant auszugeben, schreibt Reichstein in "medium
magazin": "Anstatt nichts zu sagen, wähle ich die
Vorwärtsverteidigung: in der Rolle bleiben - die völlig falsche
Entscheidung, wie ich später merke."
Rückblickend bezeichnet Reichstein sein Verhalten als schweren
Fehler. Doch er richtet auch Vorwürfe an seinen damaligen
Arbeitgeber: "Der Studioleiter zieht es vor, sich an meiner
öffentlichen Hinrichtung zu beteiligen, anstatt alles intern zu
klären." Intern habe man ihn vor die Wahl gestellt: Auflösungsvertrag
mit Verschwiegenheitsklausel oder fristlose Kündigung. Außerdem sei
ihm geraten worden: "Untertauchen, Zelte abbrechen, ab ins Ausland.
Es müsse ja nicht gleich Costa Rica sein, aber warum nicht in die
Schweiz, erst mal kellnern." Die folgende arbeitsrechtliche
Auseinandersetzung dauerte mehrere Wochen. Inzwischen haben sich
beide Parteien außergerichtlich geeinigt.
Reichstein, der nun versucht beruflich neu zu starten, rät
Journalisten zu mehr Selbstvertrauen im Umgang mit ihren
Arbeitgebern: "Ich gehe gestärkt aus dem Dilemma hervor, auch mit der
Erkenntnis: gute Vorbereitung unbedingt einfordern - zum
Selbstschutz."
Quelle: "medium magazin" 03/2015, Seiten 8-9
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