(ots) - 70 Jahre nach Kriegsende erscheinen Forderungen
nach Reparationen absurd. Irgendwann muss mal Schluss sein mit der
Abrechnung, sonst würden wegen Napoleon noch heute in Europa
Schuldtitel hin- und hergeschickt. Aber Vorsicht. Zeit allein ist
kein Gegenargument im Fall Griechenland. Auch die Zwangsarbeiter
werden erst seit dem Jahr 2000 entschädigt. Berlins lakonisches Nein
zu den Forderungen aus Athen ist auf seine Art so schrill wie
Tsipras' Reden. Mag Deutschland auch rechtlich die Argumente auf
seiner Seite haben, eine moralische Pflicht bleibt doch. Erstens
haben die Deutschen in Hellas gewütet wie kaum in einem anderen Land,
zweitens ist Griechenland bei den bisherigen Entschädigungen sehr
knapp weggekommen, auch dank deutscher Tricksereien, und drittens
gibt es eine Besonderheit: den damaligen Zwangskredit von fast 500
Millionen Reichsmark. Berlin muss nicht, aber es könnte diese
Schulden wie einen ganz normalen Kredit behandeln, der noch
zurückgezahlt werden muss. Selbst die Nazis hatten das offenbar vor.
Allerdings sollte dieses Geld, mit Zinseszins bis zu zehn Milliarden
Euro, nicht im griechischen Schuldenloch versickern. Ein gemeinsam
verwalteter deutsch-griechischer Zukunftsfonds wäre die richtige
Alternative. Zehn Milliarden für Bildungsprojekte,
Infrastrukturmaßnahmen oder als Starthilfe für Firmen. Vielleicht
konzentriert auf jene Dörfer und Regionen, in denen die Deutschen
ihre schlimmsten Massaker veranstalteten. Das wäre auch 70 Jahre
danach noch ein nach vorne gerichtetes Zeichen tätiger
Wiedergutmachung. Leider wird eine solche Lösung wohl erst möglich
sein, wenn Tsipras aufgehört hat, mit dem Thema böse Stimmung zu
machen.
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