(ots) - Gerechtigkeit statt Almosen. Haftung statt
Freiwilligkeit: Das fordern die Ãœberlebenden und Hinterbliebenen der
Brandkatastrophe in der Textilfabrik Ali Enterprises in Karachi
(Pakistan). Am 11. September 2012 starben dort 260 Menschen, 32
wurden verletzt.
Hauptkunde der Fabrik war nach eigenen Angaben der deutsche
Textildiscounter KiK. Vier Betroffene des Brandes haben nun beim
Landgericht Dortmund Klage auf Schadensersatz gegen KiK eingereicht.
Muhammad Hanif, Muhammad Jabbir, Abdul Aziz Khan Yousuf Zai und
Saeeda Khatoon gehören zur Selborganisation der Betroffenen, der
Baldia Factory Fire Association, und fordern je 30.000 Euro
Schmerzensgeld. Das European Center for Constitutional and Human
Rights (ECCHR) und medico international unterstützen die Klage, die
Rechtsanwalt Dr. Remo Klinger aus Berlin eingereicht hat.
"Wie in vielen Ländern Südasiens haben die Arbeiterinnen und
Arbeiter in Karachi mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben für die
Kleidung von KiK gezahlt", sagt ECCHR-Generalsekretär Wolfgang
Kaleck. Hanif, überlebte den Brand schwerverletzt. Jabbir, Zai und
Khatoon verloren jeweils einen Sohn. "Sie wollen endlich
Gerechtigkeit."
Das Verfahren gegen KiK soll klar machen: Transnationale
Unternehmen seien auch für die Arbeitsbedingungen in ihren Tochter-
und Zulieferbetrieben im Ausland verantwortlich. "KiK hat versucht,
die Ãœberlebenden mit Almosen zum Schweigen zu bringen. Dagegen wehren
sich die Betroffenen und setzten mit ihrer Klage ein Signal gegen die
Politik der Straflosigkeit", sagt Thomas Seibert, Südasienkoordinator
von medico international.
Nach dem Brand zahlte KiK eine Soforthilfe. Doch eine
Entschädigung, um den Ausfall des Einkommens des Haupternährers
vieler Familien zu kompensieren, verweigerte das Unternehmen. Nach
zwei Jahren Verhandlungen lag im Dezember 2014 ein unzureichendes
Entschädigungsangebot vor. "Kik gab zu verstehen: Es wird kein
Schmerzensgeld geben", sagt Rechtsanwalt Klinger. Auf konkrete Zahlen
für eine langfristige Entschädigung hat KiK sich nicht festlegen
wollen. Die Baldia Factory Fire Affectees Association lehnte das
Angebot von KiK ab und bestimmte die vier Kläger.
Mehr zu dem Fall unter:
http://www.medico.de/themen/aktion/textil/
http://www.ecchr.de/arbeitsbedingungen-in-suedasien.html
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