(ots) - Der künftige Chefdirigent der Münchner
Philharmoniker, Valery Gergiev, macht im Gespräch auf NDR Kultur
keinen Hehl aus seiner Nähe zu Vladimir Putin und übt gleichzeitig
scharfe Kritik an den USA. Als russischer "Staatskünstler par
excellence" kritisiert, macht er Barak Obama für die Erfolge des
Islamischen Staates mitverantwortlich: "Es tut mit leid, wenn ich das
sage, aber es ist nicht immer Russland, das die falschen
Entscheidungen trifft. Das ist ein sehr ehrliches Bekenntnis von mir:
Es ist vielleicht häufiger nicht Russland das Land, das ein falsches
Urteil fällt." Vor zwei Jahren habe sich Obama falsch entschieden,
als er nicht, wie von Putin geraten, Syriens Präsidenten
unterstützte.
Nach Aussagen des russischen Dirigenten bestehe keine Gefahr eines
kalten Krieges. Gleichzeitig spüre er, dass die Stimmung sich
abkühlt. Aber das ist für Ihn ein Problem der beiden Präsidenten:
"Unglücklicherweise können der amerikanische und der russische
Staatschef nicht gut zusammenarbeiten", so der Leiter des Mariinski
Theaters in St. Petersburg.
In für westliche Künstler ungewöhnlicher Klarheit, verteidigt
Valery Gergiev im Gespräch auf NDR Kultur sein Verhältnis zum
russischen Präsidenten: "Was denken Sie, soll ich überall
rumerzählen, dass wir einen schlechten Präsidenten haben? Ich denke,
ich weiß viel besser darüber Bescheid, womit sich der Präsident
beschäftigt als die meisten, die darüber reden." Er habe sich mit
Putin beim letzten Treffen zum Beispiel über Kinderchöre unterhalten.
"Wenn man heutzutage 'Präsident Putin' sagt, ist jeder gleich
erschrocken. Tatsache ist: Er nimmt sich Zeit und er hat Interesse an
Kinderchören, an der Frage, wie die Erziehung ein System schafft,
damit wir die Tradition nicht verlieren."
Der designierte Chef der Münchner Philharmoniker kann sich einen
neuen Konzertsaal in München durchaus vorstellen, sieht aber die
Schwierigkeiten bei der Standortsuche und ist auch nicht gar so
unzufrieden mit der jetzigen Lösung am Gasteig. "Für mich ist das
kein schrecklicher Ort. Er ist herausfordernder, schwieriger als in
Berlin, akustisch gesehen, aber ich habe einige Konzerte mit den
Münchner Philharmonikern dort gegeben und einige mit dem Orchester
des Mariinsky, und ich fühl mich nicht schlecht damit. Ich hab nicht
das Gefühl, dass ich da etwas schrecklich Falsches getan habe."
Das ganze Gespräch auf ndr.de/ndrkultur und am 14. März um 18.00
Uhr auf NDR Kultur
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