(ots) - Unternehmen unter massivem Veränderungsdruck /
Digitale Zwei-Klassen-Gesellschaft droht / Studie von 'Capital' und
Infront Consulting zeigt: Plattformbetreiber gefährden bestehende
Geschäftsmodelle
Berlin, 18. März 2015 - Die deutsche Industrie fürchtet,
angesichts der Digitalisierung den Kontakt zu ihren Kunden zu
verlieren. In einer Studie, die das Wirtschaftsmagazin 'Capital'
gemeinsam mit der Hamburger Managementberatung Infront Consulting
durchgeführt hat, sagte fast die Hälfte der befragten Manager,
digitale Wettbewerber hätten sich vor allem durch "neue oder bessere
Kundenbeziehungen etabliert" ('Capital'-Ausgabe 04/2015, EVT 19.
März). Dazu gehörten auch deren bessere Geschäftsmodelle und
Vertriebsprozesse. Zugleich gab nur ein Fünftel an, das eigene
Unternehmen habe das Potenzial der Digitalisierung schon sehr weit
ausgeschöpft.
'Capital' und Infront untersuchten in der Exklusivstudie den Stand
der Digitalisierung in den sechs Kernbranchen Autoindustrie,
Dienstleistung, Handel, Logistik, Maschinenbau und Time
(Telekommunikation, Informationstechnologie, Medien und
Entertainment). Ausgewertet wurden dafür die ausführlichen Antworten
von 80 Unternehmen sowie 25 Tiefeninterviews mit Top-Managern. Danach
hat die Digitalisierung der Geschäftsprozesse einige Branchen bereits
stark verändert. So konstatierten 81 Prozent der Befragten aus dem
Handel bzw. 100 Prozent der Befragten aus dem Wirtschaftsbereich
Time, ihre Branche habe sich bereits massiv verändert. Im Vergleich
dazu hat die Digitalisierung Fertigungsindustrien wie die
Autoindustrie (56 Prozent) und Maschinen- und Anlagenbau (31 Prozent)
bisher weniger massiv verändert.
Probleme bereitet den Unternehmen der Studie "Digitale
Transformation in deutschen Kernindustrien" zufolge vor allem die
Konkurrenz durch große Plattformbetreiber wie Google oder Uber, durch
die die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen immer stärker
Gefahr laufen, zu Subunternehmern degradiert zu werden. "Es gibt
einen Trend dazu, dass nicht mehr das Produkt verkauft wird, sondern
der Produktnutzen", sagt Studienautor Frank Deburba von Infront.
Generell sieht er das Entstehen einer Kluft zwischen den Unternehmen,
die den fundamentalen Charakter der digitalen Umwälzung erkennen und
entsprechend reagieren und jenen Firmen, die in der Digitalisierung
lediglich ein technisches Werkzeug sehen. "Es droht eine digitale
Zwei-Klassen-Gesellschaft bei den Unternehmen", befürchtet Deburba.
Als größte Hürden des digitalen Wandels in den Unternehmen
erweisen sich laut Studie geeignetes Personal und die generelle
Strategie gegen die digitalen Herausforderer. Mehr als die Hälfte der
von 'Capital' und Infront Befragten erklärten, es sei für sie nicht
erkennbar, "welche Digitalisierungstrends für das eigene Unternehmen
wichtig sind". Im Maschinenbau sahen darin sogar drei Viertel ein
Problem. "Wer es sich leisten kann, der versucht einfach,
unterschiedliche Geschäftsmodelle zu testen", sagt Deburba. "Ob er
dabei das richtige trifft, wird sich erst in ein paar Jahren
erweisen."
Pressekontakt:
Nils Kreimeier, Redaktion 'Capital',
Tel. 030/220 74-5144, E-Mail: kreimeier.nils(at)capital.de