(ots) - Rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland leiden
an einer Demenz. Jährlich erkranken derzeit rund 140 000 Menschen
neu. Aktuellen Studien zufolge wird sich diese Zahl bis 2050
verdoppeln. In ihrem heute veröffentlichten Text "Wenn die alte Welt
verlernt wird. Umgang mit Demenz als gemeinsame Aufgabe" informieren
die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Diakonie
Deutschland über Hilfsangebote für ratsuchende Menschen und ermutigen
Betroffene und deren Angehörige zu einem bewussten Umgang mit der
Erkrankung. Zugleich fordern sie die Verantwortungsträger in Politik
und Verbänden auf, die Lebensumstände für Demenzkranke und ihre
Angehörigen zu verbessern.
"Es steht zu wenig ausgebildetes Personal zur Verfügung", betonte
der Vorsitzende der EKD-Kammer für Öffentliche Verantwortung, der
Staatsrechtswissenschaftler Hans-Jürgen Papier, bei der Vorstellung
des Textes in Berlin. "Auf die massiv steigenden Zahlen sind wir
bislang nur unzureichend vorbereitet. Notwendig seien zudem
"neuartige flexible Betreuungsformen, die daraufhin konzipiert sind,
dass pflegende Familienangehörige bedarfsgerecht unterstützt werden",
so der ehemalige Präsident des Bundes-verfassungsgerichts. Letztlich
gehe es aber nicht nur um Ressourcen, sondern auch um die Anerkennung
und soziale Verankerung von Pflegetätigkeiten. "Es geht um eine
'Kultur' des Umgangs mit Pflege."
Der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, betonte die
sozialpolitische Bedeutsamkeit des Themas Demenz: "Die Politik muss
die Unterstützung und Versorgung von Menschen mit Demenz als
langfristige Aufgabe begreifen und nicht von Legislatur-periode zu
Legislaturperiode denken. Da uns diese Aufgabe auch mehr Geld kosten
wird, brauchen wir eine neue Verantwortungsbereitschaft in der
Gesellschaft. Die vorliegende Schrift ist eine hervorragende
Gesprächsgrundlage für alle Menschen in Kirche und Gesellschaft, die
die Herausforderung Demenz annehmen wollen."
EKD-Ratsmitglied Elisabeth Gräb-Schmidt erinnerte bei der
Vorstellung des Textes in Berlin daran, dass der Umgang mit Demenz
nicht allein rechtliche oder medizinische Fragestellungen aufwerfe,
sondern das Grundverständnis des Menschen und des Menschlichen
insgesamt berühre. "Die Demenzerkrankung stellt das Bild des starken,
bewussten und leistungsfähigen Lebens in Frage." Gerade Demenz zeige,
"wie sehr die Zerbrechlichkeit und die Bedrohtheit in unser
Verständnis des Lebens hineingehören", sagte die Tübinger
Theologieprofessorin.
Die von EKD und Diakonie herausgegebene Broschüre möchte die
gesellschaftliche Diskussion verbreitern und einen konkreten Beitrag
dazu leisten, den Umgang mit Demenz in praktischer wie geistlicher
Hinsicht zu erleichtern. Bereits jetzt stellen sich Kirchen und
Diakonie der demografischen Herausforderung und wirken in ihren
Gemeinden,
Einrichtungen und Werken daran mit, Ideen und Konzepte zum Umgang
mit Demenz zu entwickeln und praktisch umzusetzen.
Einzelexemplare von "Wenn die alte Welt verlernt wird. Umgang mit
Demenz als gemeinsame Aufgabe" können kostenlos angefordert werden
bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Herrenhäuser Str.
12, 30419 Hannover, Telefon 0511-2796-0, versand(at)ekd.de. Im Internet
steht der Text unter www.ekd.de/ekd-texte zum kostenlosen Download
zur Verfügung.
Hannover, 19. März 2015
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
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Carsten Splitt
Evangelische Kirche in Deutschland
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