(ots) -
- Der deutsche Mittelstand rutscht in die Demografiefalle
- Ein Drittel der Inhaber mittelständischer Unternehmen ist älter
als 55 Jahre
- Ältere Unternehmer investieren deutlich seltener
- Die Folgen sind Substanzverlust im Unternehmen und weniger
Wachstum
Der demografische Wandel hinterlässt deutliche Spuren im deutschen
Mittelstand: Die Inhaber von 1,3 Mio. kleinen und mittleren
Unternehmen (KMU) sind 55 Jahre oder älter - das entspricht rund
einem Drittel aller Mittelständler in Deutschland. Wie eine aktuelle
repräsentative Analyse von KfW Research auf Basis des
KfW-Mittelstandspanels zeigt, ist der Anteil dieser Altersgruppe
unter den mittelständischen Unternehmern seit 2002 vier Mal so stark
gestiegen wie in der Gesamtbevölkerung (+16 Prozentpunkte bzw. +4
Prozentpunkte). Gleichzeitig fehlt es trotz jüngst etwas anziehender
Gründerzahlen (einschließlich der Nachfolger) an ausreichend
Unternehmernachwuchs.
Die beschleunigte Alterung im Mittelstand hat negative Folgen für
die gesamte Volkswirtschaft: Die Investitionsbereitschaft von
Inhabern sinkt mit zunehmendem Alter rasant. Von den Unternehmern
über 60 Jahren investiert laut KfW-Analyse nur noch rund jeder
Dritte. Die anderen ziehen sich aus der Weiterentwicklung ihres
Unternehmens zurück. Das gefährdet den künftigen Geschäftserfolg,
bremst Modernisierung und reduziert gesamtwirtschaftliches Wachstum.
Sinkt die Wettbewerbsfähigkeit, sind häufig Arbeitsplätze gefährdet.
Das Durchschnittsalter eines Chefs im Mittelstand lag zuletzt bei
51 Jahren (2002: 45 Jahre). Betroffen von der schnell
voranschreitenden Alterung sind nahezu alle Branchen. Besonders
schnell in Richtung Demografiefalle bewegen sich die kleinen und
mittleren Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes mit einem
durchschnittlichen Inhaberalter von 54 Jahren. Unabhängig vom
Wirtschaftszweig haben große Mittelständler tendenziell ältere
Inhaber. Bei den großen Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten liegt
das Durchschnittsalter des Inhabers bei 53 Jahren.
Wie die aktuelle KfW-Analyse der Unternehmensinvestitionen der
Jahre 2004-2013 zeigt, ist der Zusammenhang zwischen Inhaberalter und
Investitionsbereitschaft unverkennbar: 57% der Unternehmen mit Chefs
unter 40 Jahren investieren. Mit steigendem Unternehmeralter sinkt
der Investorenanteil deutlich. Bei den über 60-jährigen
Unternehmensinhabern erreicht er nur noch 37%.
Auch die Art der Investition verändert sich mit steigendem Alter.
Stärker risikobehaftete und kapitalbindende Vorhaben werden seltener,
die noch durchgeführten Investitionen dienen in erster Linie der
Pflege des Kapitalstocks. Die geringere Investitionsneigung hat
gravierende Folgen für die Unternehmenssubstanz. Bei acht von zehn
Mittelständlern mit älteren Inhabern übersteigt der Wertverlust des
Kapitalstocks das Volumen der Neuinvestitionen.
Eine zentrale Ursache für die abflauende Investitionsbereitschaft
älterer Unternehmer ist deren kurzer Planungshorizont, die
Risikobereitschaft sinkt. Rückt ein Inhaber näher an das Rentenalter
heran, besitzen viele Vorhaben eine aus seiner Sicht zu lange
Amortisationsdauer. Das gilt umso mehr für alle längerfristig
finanzmittelbindenden - dafür aber auch wettbewerbsstärkenden -
Zukunftsinvestitionen.
"Der deutsche Mittelstand altert im Zeitraffer", sagt Dr. Jörg
Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. "Weil ältere Chefs wesentlich seltener
investieren, droht vielen kleinen und mittleren Unternehmen durchaus
ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und Anziehungskraft für neue
Kunden. Das mindert den Wert des Unternehmens, in dem oft ein ganzes
Arbeitsleben steckt." Dieses Risiko müsse auch im Interesse sicherer
und moderner Arbeitsplätze reduziert werden. Zeuner weiter: "Wir
sollten darüber sprechen, wie wir den Unternehmergeist auch im Alter
erhalten können. Zu überlegen wäre, einen Alteigentümer nach seinem
Rückzug aus dem Unternehmen an der Rendite einer in seiner Spätphase
getätigten Investition noch zu beteiligen. Mehr Unternehmer und die
frühzeitige Klärung der Nachfolge wäre ein anderer, wesentlicher
Baustein für den Erhalt eines dynamischen Mittelstands."
Die Studie ist abrufbar unter: www.kfw.de/fokus. Zusätzliche
Informationen finden Sie auch auf: http://ots.de/NcSbe
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