(ots) - Am gestrigen Donnerstag hat der Deutsche Ethikrat
im Rahmen einer öffentlichen Tagung in Istanbul den interkulturellen
Austausch mit türkischen Wissenschaftlern angestoßen. Thema waren
ethische Entscheidungen am Lebensende im interkulturellen Kontext.
Angesichts eines großen Anteils türkischstämmiger Patienten in
Deutschland und eines wachsenden Anteils deutschstämmiger Patienten,
die in der Türkei behandelt werden, möchte der Deutsche Ethikrat zu
einem besseren gegenseitigen Verständnis und einem kultursensiblen
Umgang beitragen.
Wenn zwischen einer auf Lebenserhalt oder auf Leidenslinderung
abzielenden Therapie abgewogen werden muss, spielen die kulturell
geprägten Wertvorstellungen eine wesentliche Rolle. In
interkulturellen Behandlungssituationen können ethische Interessen-
und Entscheidungskonflikte entstehen, die nicht nur für Patienten und
ihre Angehörigen, sondern auch für die Ärzte und das Pflegepersonal
besondere Herausforderungen darstellen. "Menschen sollten gerade in
einer existenziell bedeutsamen Situation wie dem Lebensende so
begleitet werden, wie es ihrer individuellen und sozialen Identität
entspricht", betonte die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates
Christiane Woopen.
Zu dem breiten Spektrum problematischer Situationen gehören die
Informationen über schwerwiegende Diagnosen und infauste Prognosen,
die Feststellung der Aussichtslosigkeit einer medizinischen
Behandlung und unterschiedliche Auffassungen über den Stellenwert der
individuellen und familienorientierten Autonomie. In sechs Vorträgen
und einer Podiumsdiskussion nahmen türkische und deutsche Referenten
zu den medizinischen, rechtlichen und ethischen Facetten des Themas
Stellung und gingen dabei insbesondere auf Fragen der Menschenwürde,
der Patientenautonomie, der Selbstbestimmung und des Rechts auf
Wissen bzw. Nichtwissen ein.
Vor diesem konkreten thematischen Hintergrund zeigten sich die
türkischen Tagungsteilnehmer an der Frage interessiert, welche Rolle
der Deutsche Ethikrat im gesellschaftlichen Diskurs bioethischer
Fragestellungen in Deutschland spielt und ob ein vergleichbares
Gremium in der Türkei dazu beitragen könnte, die gesellschaftliche
Debatte zu befördern. Die Referenten und Podiumsteilnehmer zeigten
sich optimistisch, dass diese erste Begegnung nur der Auftakt zu
einem intensiveren bilateralen Meinungsaustausch sein wird.
Das Programm der Veranstaltung sowie in Kürze auch die Vorträge
und Diskussionsbeiträge der Teilnehmer können unter
http://ots.de/viag0 abgerufen werden.
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Ulrike Florian
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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