PresseKat - "Muslimisches Forum Deutschland" auf Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung gegründet

"Muslimisches Forum Deutschland" auf Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung gegründet

ID: 1202746

(ots) - Auf Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung hat
sich das "Muslimische Forum Deutschland" gegründet. Dem Forum gehören
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an, vor allem aus der
Wissenschaft und den Medien. Einzigartig ist die ethnische und
religiöse Vielfalt des Forums. So zählen neben Sunniten und Schiiten
auch Aleviten, Yeziden und christliche Unterstützer zu den
Teilnehmern des Forums. Sie treten für Demokratie und Menschenrechte
ein und möchten der Mehrzahl der in Deutschland lebenden und bisher
nicht vertretenen Muslime Gehör verschaffen. In ihrer
Gründungserklärung beschreiben sie es als ihr Ziel, den "humanistisch
orientierten Muslimen eine Stimme zu verleihen". Auf diesem Weg
möchten sie als Bürger in Deutschland aktiv an der Gestaltung der
Gesellschaft und der Verteidigung der Menschenrechte mitwirken.

Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und ehemalige
Präsident des Europäischen Parlaments, Dr. Hans-Gert Pöttering, sieht
das "Muslimische Forum Deutschland" mit seiner ethnischen und
religiösen Vielfalt als eine wichtige Bereicherung in der aktuellen
Debatte über den Islam in Deutschland: "Durch die Betonung
individueller Freiheitsrechte und durch das klare Bekenntnis zu
unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und der europäischen
Menschenrechtskonvention gibt dieses Forum einer großen Mehrheit von
Muslimen in Deutschland eine Stimme. Ich freue mich sehr, dass die
Konrad-Adenauer-Stiftung einen Beitrag dazu leisten kann, Personen
des öffentlichen Lebens verschiedener Glaubensausrichtungen in diesem
Forum zu vereinen."

Die Gründungserklärung des "Muslimischen Forum Deutschland" wurde
bereits am 11. April 2015 in der Akademie der
Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin verabschiedet:

"Wir sind Menschen, die sich als Bürgerinnen und Bürger




Deutschlands und zugleich als Muslime sehen. Wir engagieren uns für
das friedliche Zusammenleben in einer immer pluraler werdenden
Gesellschaft und sind der Auffassung, dass dies durch die Achtung der
Menschenrechte, der Freiheit und der Demokratie gewährleistet werden
kann. Wir sind offen für die Unterstützung aller, die unsere Werte
teilen. Dabei gilt der Gleichheitsgrundsatz ungeachtet der
Religionszugehörigkeit, des Migrationshintergrunds, der nationalen
und ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts und der sexuellen
Orientierung.

Wir haben das Ziel, den humanistisch orientierten Muslimen eine
Stimme zu verleihen. Muslime werden oft nur auf ihre
Religionszugehörigkeit reduziert. Sie werden oft mit den weltweit
verbreiteten Gewalttaten anderer in Verbindung gebracht. Sowohl gegen
die Stigmatisierung als auch gegen menschenverachtende Handlungen
wollen wir als Bürger in Deutschland in jeder Hinsicht aktiv an der
Gestaltung der Gesellschaft und der Verteidigung der Menschenrechte
mitwirken.

Der Islam weist vielfältige theologische, kulturelle sowie
strukturelle Ausprägungen auf, die von den bestehenden muslimischen
Institutionen in Deutschland nicht in Gänze repräsentiert werden. Die
Mehrheit der Muslime ist unterrepräsentiert. Deshalb wollen wir mit
unserer Aktion der Politik einen weiteren Ansprechpartner anbieten,
der die unartikulierten Positionen von Muslimen in Deutschland
wiedergibt.

Wir setzen uns ein für die Etablierung eines Islamverständnisses,
das mit unseren Grundwerten und der deutschen Lebenswirklichkeit
übereinstimmt. Dieses Islamverständnis soll theologisch fundiert sein
und daher dem Selbstverständnis einer bekenntnisgebundenen Sicht auf
den Islam gerecht werden und die Rechte und Freiheiten des
Individuums wahren. Wir treten weiterhin aktiv gegen jede Form von
Intoleranz und für den Schutz von Freiheit ein. Wir verurteilen
entschieden jegliche Form der Diskriminierung, Hasspropaganda und
menschenverachtenden Äußerungen, die sich gegen einen "Anderen"
richten. Antimuslimische, antisemitische, rassistische,
deutschenfeindliche und homophobe Stereotypen und andere
menschenverachtende Hassideologien lehnen wir ab. Sowohl
Drangsalierung als auch der Hass auf den "Westen", bzw. jede Form
religiös oder ideologisch motivierter Gewalt müssen friedlich
bekämpft werden. Weiterhin sollen Klischees, Zuschreibungen und
Feindbilder aus den Herkunftsländern aufgearbeitet werden.

Gleichzeitig sollen Rede- und Meinungsfreiheit geschützt und
gefördert werden. Offene Diskussionen über kulturelle Unterschiede,
Unterschiede zwischen den Religionen und über die Rolle der Religion
in der Gesellschaft sollten aus falsch verstandener Toleranz, im
Sinne aus "Angst zu verletzen", nicht im Keim erstickt werden. Wir
unterstützen und verteidigen beharrlich das Recht eines jeden
Individuums, seinen eigenen Glauben bzw. seine Weltanschauung zu
haben und öffentlich zu zeigen. Die allgemeinen Menschenrechte, die
europäische Menschenrechtskonvention und das deutsche Grundgesetz
bilden den Rahmen, innerhalb dessen sich jeder frei bewegen darf. Wir
lehnen religiös begründete Traditionen und Gesetze ab, die im
Widerspruch zu den Menschenrechten bzw. zum deutschen Gesetz stehen.
Wir übernehmen Verantwortung für unsere freiheitlich-demokratische
Grundordnung.

Wir rufen alle Menschen, vor allem Muslime, die unsere Auffassung
teilen und sich für die gegenseitige Anerkennung von Menschen
einsetzen wollen, auf, sich uns anzuschließen. Wir rufen die
politischen Entscheidungsträger auf, die muslimische Vielfalt in
Deutschland zu berücksichtigen und mit uns zusammenzuarbeiten.
Angesichts der aktuellen und in ganz Europa zunehmenden Polarisierung
sowie der kulturellen und religiösen Spannungen, ist es gerade heute
so wichtig wie nie zuvor, die Würde und die Freiheit des Individuums
als unser Fundament zu bekräftigen.

Erstunterzeichner der Erklärung (Initiativkreis des Forums):

- Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische
Theologie der Universität Münster
- Jun.-Prof. Dr. Erdal Toprakyaran, Direktor des Zentrums für
Islamische Theologie der Universität Tübingen
- Jun.-Prof. Dr. Handan Aksünger, Juniorprofessorin für
Alevitentum, Akademie der Weltreligionen an der Universität
Hamburg
- Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin, Religionspädagogin und
Autorin
- Dr. Marwan Abou Taam, Politikwissenschaftler
- Dr. Ralph Ghadban, Islamwissenschaftler
- Ahmad Mansour, Diplom-Psychologe
- Abderrahmane Ammar, Islamwissenschaftler und Soziologe
- Abdul-Ahmad Rashid, Journalist (ZDF)
- Güner Yasemin Balci, Journalistin und Autorin
- Aladdin Sarhan, Islamwissenschaftler
- Cigdem Toprak, Journalistin
- Ali Yildiz, Jurist, Christlich-Alevitischer Freundeskreis der
CDU
- Düzen Tekkal, Journalistin
- Inass Al-Jawari, Studentin

Zum kommissarischen Sprecher des Forums wurde Abdul-Ahmad Rashid
(ZDF) bestimmt.



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Datum: 22.04.2015 - 15:42 Uhr
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