(ots) - Die Bundestagswahl 2017 ist noch weit entfernt,
dennoch werden jetzt die ersten Weichen gestellt. Die beiden
wichtigen Fragen lauten: Wer wird Kanzlerkandidat der SPD? Und die
andere, letztlich entscheidende Frage betrifft Angela Merkel: Tritt
sie noch einmal an? Wenn sie antritt, wovon derzeit auszugehen ist,
bleibt sie Kanzlerin. Sie ist in ihrem Amt unangreifbar. Das weiß
auch die SPD. Die Frage nach dem Kanzlerkandidaten der
Sozialdemokraten ist seit gestern beantwortet, trotz vereinzelter
Dementis und fehlender Bestätigung: Sigmar Gabriel wird es machen.
Wer auch sonst? Weit und breit ist niemand zu sehen, der in Frage
käme.
Als Gabriel 2009 den SPD-Vorsitz übernahm, lag die Partei am
Boden. Er hat sie aufgerichtet, intern stabilisiert, hat sie nach
links gerückt. Es waren starke Jahre des Mannes aus Niedersachsen,
der von Typ und Stil in der Tradition Gerhard Schröders steht und
sich eher als Wirtschaftsmann denn als Linker sieht. Und Gabriel
weiß, dass Wahlen in der Mitte gewonnen werden. Schröder hat es
vorgemacht. Deshalb arbeitet Gabriel an einer erneuten Kurskorrektur,
mit der er aber immer wieder den linken Flügel verprellt. Ohnehin
läuft es derzeit nicht gut: Die SPD verharrt im Umfragetief, der
Schatten der Kanzlerin ist zu groß, die Koalition schwächelt, was
auch auf Gabriel zurückfällt. Das Freihandelsabkommen TTIP belastet
die SPD und ihn als Wirtschaftsminister, ebenso der Konflikt um den
Mindestlohn oder die Vorratsdatenspeicherung. Gleiches gilt natürlich
für den Kohle-Streit mit NRW.
Und dann schwelt da auch noch die Diskussion um die
SPD-Kanzlerkandidatur. Je länger sie dauert, desto größer wird die
Gefahr für Gabriel, geschwächt daraus hervorzugehen. Damit sollte
jetzt Schluss sein. Gabriel mag Wahlkampf. Er nutzt sein großes
rhetorisches Talent, sein Gefühl für Situationen und Menschen, seine
Spontaneität. Gabriel ist eine "Rampensau" im besten Sinne. Diese
Stärke war aber stets auch seine Schwäche. Immer mal wieder agiert er
sprunghaft, schroff, impulsiv, wirkt dann unseriös. Anders als die
Deutschen sich Kanzlerin oder Kanzler vorstellen. Das bleibt seine
offene Flanke.
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