(ots) - In Vivaldis Venedig, in das Rom der kunstsinnigen
Kardinäle, an den Hof des Sonnenkönigs, nicht zuletzt nach England,
das vermeintliche "Land ohne Musik", aber auch ins heimatliche
Hamburg führen die Wege der neuen Spielzeit 2015/16 der Reihe NDR Das
Alte Werk. Der NDR hat das Programm heute (19. Mai) bei einem
Pressegespräch in Hamburg vorgestellt. Gleich drei Konzerte feiern
Henry Purcell, den berühmtesten aller englischen Komponisten. Anna
Prohaska etwa interpretiert mit Il Giardino Armonico Arien aus "Dido
and Aeneas". Wenige Wochen später kehrt die Sopranistin mit ihrem
Programm "Shakespeare & Music" nach Hamburg zurück. Les Talens
Lyriques und die Accademia del Piacere widmen sich der Musik, der
Mythologie und der Natur des französischen Barock. Collegium 1704 und
Al Ayre Español stellen frühe Werke Georg Friedrich Händels vor.
Abo-Konzerte in der Hamburger Laeiszhalle
Abo 1: Obgleich das 1991 gegründete Ensemble Matheus sich längst
ein ungebundenes, musikhistorisch unbegrenztes Repertoire von
Monteverdi bis Schostakowitsch erobert hat, wird der Name seines
Gründers, des französischen Geigers Jean-Christophe Spinosi, in
erster Linie mit der Musik Antonio Vivaldis identifiziert. Beim
Konzert am 25. September werden u. a. dessen "La Notte" und "Il
Gardellino" zu hören sein.
Abo 2: Am 1. September 1715 starb in Versailles der französische
König Louis XIV, der "Roi-Soleil". Christophe Rousset und Les Talens
Lyriques widmen ihr Konzert am 3. November den "Musiciens de la
Chambre du Roi", den Kammermusikern seiner königlichen Majestät: von
François Couperin "le Grand" über Marin Marais bis zu dem als
Wunderkind in Versailles protegierten Jean-Féry Rebel. Außerdem sind
Werke zu hören von Jacques-Martin Hotteterre, der vom König
"entdeckten" Komponistin Élisabeth Jacquet de La Guerre und Nicolas
Clérambault.
Abo 3: Henry Purcell wird in England als "the greatest English
opera composer" gerühmt, obgleich er strenggenommen mit "Dido and
Aeneas" von 1689 bloß eine einzige Oper geschrieben hat. Anna
Prohaska singt den Anfang und das Ende der Tragödie: Sie ist die
Königin des Abends - als Dido und als Kleopatra. Im Wechselspiel mit
Il Giardino Armonico wird sie am 4. Dezember neben Purcells Oper auch
andere Dido-Dramen in Erinnerung bringen, etwa Christoph Graupners
1707 für die Oper am Gänsemarkt komponiertes Singspiel "Dido, Königin
von Carthago" und "Giulio Cesare in Egitto", einmal von Sartorio,
einmal von Händel.
Abo 4: In jungen Jahren schrieb Georg Friedrich Händel die Kantate
"Donna, che in ciel", mit der 1708 der "Jahrestag der Befreiung Roms
vom Erdbeben an Mariae Lichtmess" begangen wurde. Fünf Jahre später
feierte Händel in England das Ende des Spanischen Erbfolgekrieges mit
einem spektakulären Te Deum. Nach dem verheerenden Erdbeben von
Lissabon schuf Georg Philipp Telemann in ein geistliches Oratorium:
die "Donner-Ode". Mit diesen Werken gastieren der tschechische
Dirigent Václav Luks und sein Collegium 1704 am 20. Januar beim NDR.
Abo 5: Ein Vorurteil muss endlich fallen: die üble Nachrede gegen
England, das als "Land ohne Musik" verschrien ist, sehr zu Unrecht.
Obgleich zwischen Purcell und Elgar tatsächlich eine auffallende
Traditionslücke klafft, war und ist die Insel zuvor und seither reich
gesegnet mit musikalischen Begabungen. Nach dem Anna Prohaska bereits
im dritten Abo-Konzert eine Lanze für die Musik Englands gebrochen
hat, kommt sie wenige Wochen später mit ihrem Programm "Shakespeare &
Music" und der Akademie für Alte Musik aus Berlin am 16. Februar nach
Hamburg zurück.
Abo 6: "Zwischen den Flammen spielst du, mein Herz, aus Vergnügen"
- diese lodernde Poesie ließ sich der römische Kardinal Benedetto
Pamphilj einfallen. Der junge Händel vertonte diese Verse als
Solokantate für Sopran, nach dem Muster und Ideal des italienischen
Zeitgenossen Alessandro Scarlatti. Der spanische Cembalist und
Dirigent Eduardo López Banzo präsentiert am 4. Mai mit seinem
Ensemble Al Ayre Español Werke von Händel und Scarlatti.
Sonderkonzerte
Sonderkonzert 1: Henry Purcell widmen die Barokksolistene und ihr
künstlerischer Leiter, der norwegische Geiger Bjarte Eike, am 9.
Oktober ein eigenes Porträtkonzert. Im Verlauf des Abends verwandelt
sich das Ensemble im Resonanzraum St. Pauli jedoch in die Band "The
Alehouse boys" und lädt das Publikum ein zu einer Session im
historischen Milieu der Pubs und Tavernen, mit Trinkliedern des 17.
Jahrhunderts aus England, Schottland und Irland.
Sonderkonzert 2: Wie standen Frankreichs Komponisten des Barock
zur Natur? Die Musiker um Ludwig XIV. begriffen die Musik als einen
Triumph der Ordnung, im antiken Sinne der Sphärenharmonie, aber auch
im aristokratischen Geist der Selbstbeherrschung. Im Bucerius Kunst
Forum ergründen der Gambist Fahmi Alqhai und die Accademia del
Piacere am 28. Oktober in Menuet und Chaconne die Natur des
französischen Barock. Sie zeichnen in Farbtönen und Klangfarben das
Bild einer Glanzzeit der Musik in Frankreich. (In Kooperation mit dem
Bucerius Kunst Forum zur Ausstellung "Von Poussin bis Monet. Die
Farben Frankreichs".)
Sonderkonzert 3: Er war vor fünfhundert Jahren ein international
gefeierter Sänger, ein Geheimagent des englischen Königs und
obendrein ein genialer Illustrator: Petrus Alamire, der eigentlich
Peter Imhoff hieß. Für die Geschichte der Musik bleibt er ein
Glücksfall, da Petrus Alamire in seinem Skriptorium kunstvoll
illuminierte Musikhandschriften fertigte, in denen sich erlesene
Meisterwerke der Renaissance erhalten haben. Zwölf Sänger des
Collegium Vocale Gent zelebrieren am 1. Mai in der Hamburger Kirche
St. Johannis die jahrhundertealte Vokalpolyphonie in einem
anachronistischen Dialog mit dem belgischen Saxophonquartett
"BL!NDMAN". Eine neue Komposition des Italieners Salvatore Sciarrino
und ein Stück des Film- und Theaterkomponisten Eric Sleichim lenken
das Programm von der Renaissance ins 21. Jahrhundert. (In Kooperation
mit NDR das neue werk.)
Weitere Informationen: www.NDR.de/dasaltewerk
Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
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Ralph Coleman
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