Im Interview mit Leserkanone.de sprach Thrillerautorin Jutta Maria Herrmann über ihren Roman »Hotline«, die Faszination von Kriminalgeschichten und über die Schreibkünste ihres Mannes
(firmenpresse) - Viele kriminelle Kurzgeschichten aus der Feder von Jutta Maria Herrmann erschienen in den vergangenen Jahren in Anthologien. Mit »Hotline« gab sie schließlich im Oktober 2014 ihr Thrillerdebüt. Im Interview mit www.leserkanone.de sprach die Spezialistin für knifflige kriminalistische Angelegenheiten über ihren Roman, die Faszination von Kriminalgeschichten und über die Schreibkünste ihres Mannes.
– Frau Herrmann, vermutlich hat noch nicht jeder Besucher unserer Webseite Notiz von Ihrem Buch genommen. Könnten Sie unseren Lesern »Hotline« kurz mit eigenen Worten vorstellen?
Im Mittelpunkt meines Thrillers stehen 4 junge Leute, die zusammen in einer WG in Berlin-Kreuzberg wohnen und eine von ihnen selbst als Start-up-Unternehmen gegründete Beichthotline betreiben. Ihre Maxime: keine Polizei – egal, was die Leute »beichten«, gerät ins Wanken, als eines Nachts eine Anruferin verkündet, ein neugeborenes Baby lebendig auf dem Friedhof vergraben zu wollen. Anfangs tun sie das Ganze noch als Spinnerei einer durchgeknallten Frau ab, doch dann finden sie auf dem Friedhof tatsächlich ein Grab. Und das ist erst der Beginn von Ereignissen, in deren Strudel sie immer tiefer in einen gefährlichen Abgrund gezogen werden.
– Wie ist »Hotline« entstanden? Hatten Sie zunächst die Figur der labilen Anruferin vor Augen und anschließend ein Personengebilde entworfen, das mit ihren Ankündigungen auf spannende Weise interagieren konnte? Oder stand zunächst die Idee der Beicht-Hotline, und wurden die Geschehnisse dafür maßgeschneidert? Oder sah der Entstehungsprozess ganz anders aus?
Ich bin in einer Tageszeitung über die Meldung gestolpert, in der die Gründung einer Beichthotline in Frankreich thematisiert wurde. Die Idee hat sich dann in meinem Kopf festgesetzt und mich nicht mehr losgelassen. Ausgangspunkt war die Frage: wie verhält man sich, wenn jemand einen geplanten Mord beichtet und die Polizei das Ganze als »Spinnerei« abtut. Das Szenario entstand dann peu à peu. Heute kann ich gar nicht mehr sagen, was zuerst da war: Die WG oder die Anruferin.
– Bei der Beicht-Hotline, die Sie für Ihr Buch entworfen haben, ist Polizei explizit außen vor. »Hotline« ist folgerichtig kein klassischer Ermittler-Thriller, sondern geht seinen ganz eigenen Weg. Haben Sie literarische Vorbilder, oder haben Sie Ihren Stil auf andere Weise gefunden? Den Lesern welcher anderer Autoren oder welcher anderen Romane würden Sie Ihr Buch ans Herz legen?
Direkte Vorbilder habe ich tatsächlich nicht. Es gibt im Krimi- / Thrillerbereich Autoren, die ich ganz besonders schätze wie zum Beispiel Patricia Highsmith, Michael Robotham, Zoran Drvenkar, Alex Berg, Jochen Rausch, Antonia Michaelis, um nur einige zu nennen. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, von wem mein Stil geprägt wurde. Man entwickelt im Laufe der Jahre natürlich eine gewisse »Schreibroutine« – Schreiben ist ja ein Handwerk, das man bis zum einem bestimmten Punkt erlernen kann. Talent tut dann ein Übriges dazu. :) Wem würde ich mein Buch ans Herz legen? Keine einfache Frage. Nur soviel: wer einen Serienkiller und Blutorgien erwartet, ist in meinen Büchern nicht richtig. Die überlasse ich gerne anderen Autoren.
– Bis dato waren all Ihre Veröffentlichungen dem Genre des Kriminalromans bzw. des Thrillers zuzuordnen. Was machen speziell diese Genres für Sie aus, und wie sorgen Sie dafür, dass sie wochen- oder gar monatelang in die darin thematisierten Abgründe der menschlichen Seele abtauchen können und neue Abgründe selbst erschaffen können?
Schon als Kind habe ich Kriminalgeschichten geliebt und die 5 Freunde, Geheimnis um … und alle Karl May Bände (im weitesten Sinne sind das ja auch Krimis) verschlungen. Diese Liebe zu dem Genre ist mir auch bis heute erhalten geblieben. Da war der Schritt selber etwas in der Richtung zu schreiben gar nicht mehr so groß. Polizeiarbeit interessiert mich allerdings nicht so sehr. Ich bleibe lieber ganz nah an »meinem« Täter bzw. »Opfer«, versuche in deren Psyche einzudringen. Ich finde es ungeheuer spannend, darüber zu schreiben, wie abrupt Normalität / Alltag auseinanderbrechen kann, wie nah Gut und Böse beieinander liegen kann, wie schnell die Grenzen verwischen, wie wenig es manchmal braucht, um die Psyche eines Menschen zu verletzen. Leider lässt mir mein »Brotberuf« nicht so viel Zeit zum Schreiben. Ich kann also immer nur stundenweise »abtauchen«. Ein wirklich großes Glück ist, dass mein Mann auch schreibt. Wir gönnen uns jedes Jahr mindestens einen Urlaub, in dem wir von früh bis spät (fast) nichts anderes tun als schreiben.
– In Kürze werden wir hier bei Leserkanone.de ein Interview mit Ihrem Ehemann Thomas Nommensen zu seinem Buch »Ein dunkler Sommer« veröffentlichen. Was gefällt Ihnen an seinem Buch ganz besonders, und warum sollten es die Besucher unserer Seite unbedingt als nächstes lesen, sobald sie mit »Hotline« fertig sein werden?
Ich kenne kaum einen anderen Autoren, der es schafft, mit seinen Worten eine so dichte Atmosphäre zu schaffen wie er. Die Handlung des Krimis spielt in einem Jahrhundertsommer. Man kann die Hitze beim Lesen richtiggehend fühlen. Der Krimi punktet durch einige ungewöhnliche Wendungen, die Sprache ist manchmal fast poetisch zu nennen und die Auflösung ist kaum vorhersehbar. Alles in allem ein ungemein spannendes Lesevergnügen.
– Gibt es Aspekte am Schreiben, bei denen Ihnen Ihr Mann beim Verfassen Ihrer eigenen Geschichten hilfreich sein kann? Dinge, die er womöglich Ihrer Meinung nach sogar ein kleines Stück besser beherrscht? Wie viel von Thomas Nommensen steckt beispielsweise in »Hotline«?
Eine kleine »Brise« Nommensen steckt tatsächlich in jeder meiner Veröffentlichungen. Mein Mann ist gleichzeitig meine Muse und mein schärfster Kritiker. Wir tauschen uns ständig und rege über unsere Projekte aus . Er ist auch immer mein erster Testleser. Seinem kritischen Auge entgeht nichts. Keine Dopplung, keine unsinnigen Wendungen, kein logischer Bruch. Und in Sachen Logik schlägt er mich eindeutig um Längen.
– Was können wir von der Autorin Jutta Maria Herrmann in Zukunft erwarten? Sind bereits neue Buchprojekte in Planung?
Ein 2. Thriller ist gerade im Verlagslektorat bei Knaur und wird wahrscheinlich im Frühjahrsprogramm 2016 erscheinen. Mehr darf ich an dieser Stelle leider noch nicht verraten. :)
Für alle, die nicht so lange warten wollen: Am 1. Oktober diesen Jahres erscheint »Blutroter Winter«, ebenfalls im Knaur Verlag. Das Buch enthält sechs Kurzthriller u.a. von Zoe Beck, Petra Mattfeld und mit »…sonst tot« das erste Gemeinschaftswerk von mir und meinem Mann Thomas Nommensen.
Zusätzlich wird die Weihnachtsanthologie, die der Knaur Verlag jedes Jahr im Oktober herausgibt und den schönen Titel »Türchen, Tod und Tannenbaum« trägt, einen neuen Kurzkrimi von mir enthalten.
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