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Guido Kniesel: »Kein Wille geschehe«

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Im Psychothriller »Kein Wille geschehe« von Guido Kniesel wird ein perfides Spiel mit einem forensischen Psychiater gespielt

(firmenpresse) - Im vergangenen November erschien mit »Kein Wille geschehe« der zweite Thriller aus der Feder des in Baden-Württemberg geborenen und inzwischen wieder dort lebenden Autoren Guido Kniesel. Nachdem es von den Besuchern der Leipziger Literaturplattform www.leserkanone.de gute Noten erhielt, entschieden sich die Redakteure dazu, selbst einen Blick in das Buch zu werfen.

Guido Kniesel studierte in Berlin und New York Informatik und ist seit dieser Zeit von der Erforschung des menschlichen Gehirns fasziniert, er beschäftigte sich mit künstlichen Intelligenzen und der Computersimulation biologischer Gehirne. Fast folgerichtig war es, dass die Ideen zu seinen ersten Geschichten aus der Auseinandersetzung mit der modernen Hirnforschung erwuchsen. Im November 2011 erschien mit »Der Proband« Guido Kniesels erster Roman, ein Thriller, der sich mit einem Humanexperiment beschäftigt, das von skrupellosen Wissenschaftlern durchgeführt wird und sich zu einem katastrophalen Albtraum entwickelt. Kniesels aktuelles Buch »Kein Wille geschehe« wurde vor einem halben Jahr bei der »Edition 211« veröffentlicht, einem Imprint des unabhängigen Münchener Bookspot-Verlags, der 2015 in sein dreizehntes Jahr gegangen ist. Die »Edition 211« hat sich auf anspruchsvolle kritische Gegenwartsromane im Gewand von spannenden All-Age-Thrillern und Krimis spezialisiert. Kniesels rund 300 Seiten langes Werk ist als sehr gut verarbeitetes broschiertes Taschenbuch für 14,80 Euro und als preisgünstiges E-Book erhältlich.

»Kein Wille geschehe« führt die Leser in Guido Kniesels einstige Studienstadt Berlin, in der innerhalb kurzer Zeit sowohl ein ehemaliger Richter als auch ein Staatsanwalt ermordet werden. Beiden Männern wird nicht nur die Kehle durchgeschnitten, der Täter hinterlässt auch eine Botschaft: Mit Blut wird ihnen der Spruch »Amor Fati« auf die Stirn geschrieben, was »Liebe zum Schicksal« bedeutet und der von Friedrich Nietzsche geprägte Ausdruck grundsätzlicher Lebensbejahung ist. Die Berliner Sonderkommission stößt alsbald auf einen forensischen Psychiater namens Hendrik Jansen, der beide Opfer kannte. Da er der Polizei zur Verfügung stehen muss, schickt er seine Frau und seinen Sohn auf die Insel Rügen, wo er eigentlich gemeinsam mit ihnen den Urlaub verbringen wollte. Anschließend wird ihm deutlich, dass der Doppelmord erst der Anfang war, ein Prolog zukünftigen Unheils, dass seine Angehörigen niemals auf der größten deutschen Insel angekommen sind und dass er selbst Ziel des offensichtlich wahnsinnigen Täters ist.





Guido Kniesels Buch ist kein klassischer Ermittlerthriller, auch wenn die Polizei insbesondere in Person eines Kommissars durchaus ihre Rolle spielt. Der profilierungssüchtige Mann namens Becker hat bei Kniesel nicht die Funktion des Aufklärers, sondern verläuft sich in Sackgassen, weswegen die Aufklärung weitgehend in den Händen der Opfer liegt. Diese stehen daher oft im Zentrum des Geschehens, weswegen der Leser nah an ihre Gefühlswelt geführt und eng ans Geschehen gebunden wird. Kniesel verharrt jedoch nicht auf der Opferseite, er spielt mit den Perspektiven und gibt dem Leser unter anderem auch einen Einblick in die Psyche des Täters, der sich selbst von Schuld freispricht und damit teils philosophische Fragen aufwirft. Dies geht mit Kniesels Begeisterung für neurowissenschaftliche Fragestellungen einher, etwa dem Punkt, inwiefern jeder Täter gleichzeitig Opfer seines eigenen emotionalen Unterbewusstseins ist. Bis zu einem gewissen Grad könnte man gar Mitleid mit dem Täter entwickeln ... jedoch wahrlich nur bis zu einem gewissen Grad. Punkte wie diese zeigen jedoch, dass Kniesel weit davon entfernt ist, nur an der Oberfläche zu kratzen. Tatsächlich legt er einen in jeder Hinsicht klug ausgearbeiteten Roman vor, der nebenher auch von technischem Know-How zeugt und in den erkennbar Rechercheaufwand investiert wurde. So konsultierte Kniesel einen Gerichtsgutachter, um Henrik Jansens Wirken als forensischer Psychater möglichst authentisch beschreiben zu können.

Authentizität macht einen äußerst positiven Aspekt an Kniesels Figuren und damit an der Wirkung seines Buches als Gesamtheit aus. Obwohl Kniesel schnörkellos erzählt und erkennbar mehr Distanz zu seinen Figuren und ihrer Gefühlswelt hat, als es etwa bei Wiebke Lorenz in ihrem kürzlich von uns rezensierten Thriller »Bald ruhest du auch« zu ihrer Protagonistin Lena der Fall war, lässt er den Leser mit den Opfern auf fesselnde Weise mitfühlen und mitbangen, er stellt sie in ihren Handlungsweisen äußerst realistisch und glaubwürdig dar, ganz so, als seien sie wie aus dem Leben gegriffen. Die Ausweglosigkeit ihrer Situation und die Perfidität der Spielchen des Täters erzeugen immer wieder ein wahres Gänsehautgefühl. Das Ganze garniert der Autor mit einem Spannungsbogen, der schon früh im Buch gestrafft wird und bis zum Ende ohne Unterlass gehalten wird. Kniesel gönnt dem Leser keine Verschnaufpause und sich selbst keine Durchhänger, er hält das Tempo hoch, indem er beispielsweise mit sehr vielen kurzen Kapiteln arbeitet. Dass der Täter früh bekannt ist, schadet dem Roman nicht, es verleiht ihm im Gegenteil zusätzliche Würze, da er dadurch aktiver auftreten kann. In der Summe ist Kniesels zweiter Roman zu einem durch und durch empfehlenswerten Werk geworden, das sich vor den bekannteren Namen der deutschen Thrillerszene nicht verstecken muss und jedem große Freude bereiten dürfte, der sich für spannungsgeladene Literatur begeistern kann.

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Datum: 25.05.2015 - 16:55 Uhr
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