(ots) - Internethandelsriesen wie Zalando, Amazon und Co.
sorgen derzeit für einen Boom im Paketversand. Vor diesem Hintergrund
scheint der Streik bei der Post auf den ersten Blick unverständlich.
Bei steigender Nachfrage müsste es der Post doch leicht fallen, die
Wünsche der Belegschaft zu erfüllen. Doch das Bild täuscht. Denn die
Post-Konkurrenz nutzt den wesentlich günstigeren Tarif der
Logistikbranche, wenn sie denn überhaupt nach Tarif zahlt. Die Post
will mit der Ausgründung von 49 Regionalgesellschaften, deren
Beschäftigte im Schnitt 20 Prozent weniger Lohn als ihre Kollegen bei
der Post erhalten, gegensteuern. Der laufende Arbeitskampf ist damit
ein erneutes Beispiel für den Kampf unterschiedlicher Systeme. Beim
Versender Amazon tobt seit geraumer Zeit ein ähnlicher Streit um die
Zukunft der Tariflandschaft. Dort steht der Einzelhandelstarif gegen
den Logistiktarif. Bei der Post geht es auch um das Fundament der
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, dass in vielen Branchen zunehmend
aufweicht. Dem Post-Streik könnte nun eine Pilotfunktion zukommen.
Beide Seiten müssten versuchen, eine gemeinsame Basis zu finden, die
Wettbewerbsfähigkeit und faire Arbeitsbedingungen ausbalanciert. Die
Auseinandersetzung bei der Post bedeutet eine wichtige
Weichenstellung, da der Grundkonflikt in immer mehr Branchen
ausbrechen wird. Die Digitalisierung stellt immer mehr
Geschäftsmodelle infrage. Gerade in den traditionellen Unternehmen
müssen Vorstände und Belegschaften an einen Strang ziehen, wenn sie
bestehen wollen. Dabei ist Kreativität und Kompromissbereitschaft auf
beiden Seiten gefragt.
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Florian Giezewski
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