(ots) - Kinder im Kindergarten-Alter sind nie Täter. Sie
sind Opfer. Auch im Fall der wegen sexueller Ãœbergriffe von Kindern
auf Kinder geschlossenen Kita im Mainzer Stadtteil Weisenau. Aber
wessen Opfer sind sie? Die einer sich immer weiter sexualisierenden
Gesellschaft? Die möglicherweise überforderten, katastrophal
nachlässigen und fehlgesteuerten Personals? Oder die ihrer Eltern?
Der Mainzer Fall ist vermutlich in seiner Dimension relativ
einzigartig, aber leider nicht an sich. Vielmehr können Pädagogen
vielerorts ein Lied von solchen Ereignissen singen. Und wie immer
dürfte es auch in Mainz keine einfachen Antworten geben. Auch nicht
die, die manch einer jetzt gerne sucht: Schuldzuweisungen an die
katholische Kirche. Dafür ist das Thema entschieden der falsche
Anlass. Wohl aber einer, um gründlich nachzudenken: Das Leben ist -
erst recht, wenn es gut und geordnet verlaufen soll - eine absolut
zerbrechliche Angelegenheit. Und am zerbrechlichsten ist es für
Kinder. Jeder, der sie durch falsches oder gar strafbares Verhalten
auf einen falschen Weg bringt, beschädigt ihr Leben und die darin
angelegten Möglichkeiten von Anfang an. Wir schauen also in Weisenau
in einen Abgrund, und mit ihm verhält es sich wie mit demjenigen, den
Friedrich Nietzsche beschrieben hat: "Wenn du lange in einen Abgrund
blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." Mit Kinderaugen.
Jeder von uns ist aufgefordert, diesem Blick nicht auszuweichen,
sondern beruflich und privat Antworten zu geben und das zu tun und
vorzuleben, was unbedingt zu tun und vorzuleben ist. Wer sich dieser
Pflicht verweigert, macht die Kinder weiter zu Opfern. Im schlimmsten
Fall für ein ganzes zerbrochenes Leben.
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Florian Giezewski
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