(ots) - Es ist kein gutes Signal, wenn das Computer-Netzwerk
des Bundestags ungeschützt ist. Die Spekulationen über die Angreifer
sind müßig, denn mit der NSA-Affäre gingen alte Gewissheiten
verloren. Es geht doch: Ausspähen unter Freunden. Es wird nun wohl
wieder viel von der digitalen Sorglosigkeit die Rede sein - und von
der digitalen Hilflosigkeit, möchte man hinzufügen. Dabei sind die
Abgeordneten tatsächlich Vertreter des Volks. Genauso sorglos. Der
Bundestag wird viel Lehrgeld zahlen müssen, buchstäblich. Es kostet
Unsummen, die gesamte Software und einige Rechner auszutauschen. Dazu
kommt die politische, rechtliche Frage. Die Volksvertreter werden
nicht darum herumkommen, den Verfassungsschutz oder das Bundesamt für
Sicherheit in der Informationstechnologie einzuspannen, die beide dem
Innenministerium unterstehen - für verfassungspolitische Puristen
eine Zumutung. Gewaltenteilung, ade? Der Cyber-Angriff ist ein
Menetekel: Er zeigt, wie verwundbar auch die Regierung sein kann. Er
ist auch ein Blick in die Zukunft. Das Internet hat eine gigantische
Entwicklung genommen. Die Spionage wird sich dem Trend weiter
anpassen. Es wird mehr Angriffe geben, besser, raffinierter. Der
Angriff auf das Parlament muss auch die Wirtschaft alarmieren. Denn
der Angriff auf den Bundestag hat zwar symbolisch einen hohen Wert,
aber ökonomisch betrachtet ist das Abschöpfen von
Unternehmensinformationen noch reizvoller. Was dem Bundestag passiert
ist, kann sich jeden Tag überall in Deutschland ereignen. Der Vorfall
ist ein Weckruf. Hoffentlich.
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