(ots) - Hamburg/Lenzen, 14. Juni 2015.
Wasserfledermaus, Elbe-Liebesgras, Krebsschere: Diese und weitere
rund 1.400 Pflanzen- und Tierarten haben internationale Biologinnen
und Biologen am vergangenen Wochenende in den Elbauen rund um das
Naturschutzgebiet 'Hohe Garbe' in Sachsen-Anhalt nachgewiesen.
Besonders freuten sie sich über die Entdeckung des sehr seltenen
Schwarzkäfers Tenebrio opacus; ein Urwaldrelikt, das im Totholz von
Eichen lebt und auf der Roten Liste der in Deutschland vom Aussterben
bedrohten Arten steht. Fünf Schlauchpilzarten waren zuvor noch nie in
Sachsen-Anhalt nachgewiesen worden, darunter vier Weichbecherlinge
und eine in Deutschland bislang unbekannte Spezies, die auf den
abgestorbenen Stengeln der Roten-Liste-Pflanze Sumpf-Wolfsmilch
gewachsen ist. Schon in der Nacht zu Samstag konnten
Fledermausexperten sechs Arten bestimmen. Aus den Tümpeln und Teichen
quakten Laub- und Wasserfrösche sowie die Rotbauchunke.
Ab vier Uhr morgens gingen Vogelkundler auf die Pirsch, sie sahen
und hörten insgesamt 104 Arten und diese in außergewöhnlich großer
Zahl - ein Beleg für die hohe Biodiversität von Auwäldern. Gemeinsam
mit einem Landwirt untersuchten Botaniker die Auenwiesen und machten
rund 100 Pflanzenarten ausfindig. Achim Förster, Gehölz-Experte des
BUND, freute sich insbesondere über viele Triebe der seltenen
Schwarzpappel, die nur in Überschwemmungsflächen wie der Hohen Garbe
wachsen kann. Friederike Zinner von der Hochschule Anhalt, die mit
neun Studierenden Tagfalter kescherte, zählte aufgrund des extrem
trockenen und kalten Frühsommers nur zehn Arten, den Libellenexperten
flogen hingegen 19 Arten in die Netze sowie eine Skorpionsfliege, die
aussieht wie ein geflügelter Skorpion.
Anlass für die umfangreiche Natur-Inventur war der 17. GEO-Tag der
Artenvielfalt, dessen Hauptveranstaltung dieses Jahr in dem Projekt
"Lebendige Auen für die Elbe" des Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) stattfand. "Diese große Zahl zeigt: Intakte
Flussauen sind ein besonders artenreicher Lebensraum. Nirgendwo sonst
in Mitteleuropa sind so viele Tier- und Pflanzenarten anzutreffen",
sagte Jörg Nitsch, Vorstand des BUND, vor Ort. Im Rahmen des
Bundesprogrammes Biologische Vielfalt revitalisiert der Verband dort
die alten Auwälder. "Das Gebiet der Hohen Garbe ist schützenswert und
die Einbindung in die Dynamik der Elbe ein Schritt in die richtige
Richtung, um der Natur mehr Entfaltungsmöglichkeiten zu gewähren",
sagt Tom Müller, Projektleiter des GEO-Tags der Artenvielfalt.
Der GEO-Tag der Artenvielfalt ist die größte Feldforschungsaktion
in Europa. Sie soll das Bewusstsein für die Bedeutung der
Biodiversität schärfen. Neben der Hauptaktion gab es deutschland- und
europaweit zahlreiche weitere Veranstaltungen.
Seit 2014 wird der GEO-Tag der Artenvielfalt von der KfW Stiftung
gefördert.
Fotos zur freien Verwendung im Zusammenhang mit dieser
Pressemeldung unter: www.bund.net/elbefotos
Weitere Informationen über den GEO-Tag in der 'Hohen Garbe' und
zum Thema Artenvielfalt unter: www.bund.net/geotag und
www.geo.de/artenvielfalt
Pressekontakt:
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