(ots) - Es mag ein Zufall sein oder Absicht der
Wahlkampfteams. Ein Symbol ist die zeitliche Nähe der ersten großen
Rede Hillary Clintons in New York und dem Wahlkampfauftakt Jeb Bushs
in Miami allemal. Hebt es doch die ganz realistische Möglichkeit
eines Aufeinandertreffens der beiden einflussreichsten
Polit-Dynastien der USA bei den Präsidentschaftswahlen 2016 ins
Bewusstsein. Für viele Amerikaner ist die Perspektive für sich
genommen eine beklemmende Vorstellung. Dass in einem Land mit 319
Millionen Einwohnern das Rennen um die Macht auf den Wettstreit
zweier Familien hinausläuft, steht im ironischen Gegensatz zur
Gründungsgeschichte der Nation. Entstanden die USA doch aus der
Rebellion. Die USA verfassten sich als egalitäre Demokratie, deren
Bürger nichts mehr liebten als Tellerwäscher, die zu Millionären
aufsteigen. Während in Europa politische Erbhöfe heute weitgehend der
Vergangenheit angehören, kehren sie in den USA dank der zunehmend
plutokratischen Strukturen quasi durch die Hintertür wieder zurück.
Der Bush-Clan verkörpert den Geldadel wie kaum eine andere Familie.
Die neu-englische Dynastie reicht bis Großvater Prescott zurück, der
als Senator im Kongress diente. Sein Sohn George H. W. Bush schaffte
es als 41. Präsident der Vereinigten Staaten ins Weiße Haus, Enkel
George W. als 43. Dessen Bruder John Ellis, der sich volkstümlich
lieber "Jeb" rufen lässt, stieg derweil zum Gouverneur von Florida
auf. Sollte er gewählt werden, zöge zum dritten Mal in der Geschichte
ein Bush ins Weiße Haus. Im Fall der Clintons ist es etwas
komplizierter. Bill stammt aus kleinen Verhältnissen und schaffte den
Aufstieg ganz nach oben wie einer der mythischen Helden in den
"Horatio Alger" Romanen. Ehefrau Hillary profitierte von den
gemeinsamen Jahren im Weißen Haus beim Aufbau ihrer Karriere, während
Bill sie nach seiner achtjährigen Amtszeit zu vergolden verstand.
Gemeinsam bildeten die beiden ein Familien-Konglomerat, das an Macht
und Einfluss mit dem Bush-Clan konkurrieren kann. Obwohl mehr als
zwei von drei Amerikanern in Umfragen ihre Abneigung gegen ein Rennen
der beiden Familien-Dynastien zu Protokoll geben, spricht einiges für
ein Aufeinandertreffen der Bushs und der Clintons bei den
Präsidentschaftswahlen 2016. Ein Widerspruch, der sich mit dem Öffnen
der Geldschleusen im Wahlkampf durch das Verfassungsgericht erklären
lässt. Dank der weitgehend unbegrenzten Spenden, die Politiker heute
entgegen nehmen dürfen, haben Kandidaten ohne tiefe Taschen einen
erheblichen Nachteil. Mit ihren Flüstertüten können sich Außenseiter
im Wettbewerb gegen die Megatron-Lautsprecher der etablierten
Kandidaten kaum mehr Gehör verschaffen. Schon gar nicht in einem
Präsidentschafts-Wahlkampf der dieses Mal rund zwei Milliarden
US-Dollar kosten dürfte. In dieser Welt aus Geben und Nehmen sitzen
die Clintons wie die Spinne im Netz der liberalen Spender aus
Hollywood und dem Silicon Valley. Die Bushs üben diese Funktion in
der Welt ihrer konservativen Groß-Sponsoren aus Energiewirtschaft und
Wall Street aus. Während Hillary keinen echten Herausforderer hat,
muss sich Bush vor allem vor zwei jungen Aufsteigern in Acht nehmen.
Der Werdegang des Gouverneurs von Wisconsin, Scott Walker, und des
Senators aus Florida, Marco Rubio, appelliert sehr viel mehr an
amerikanische Sentimentalitäten als der Sohn und Bruder zweier
Präsidenten. Die spannende Frage bleibt, ob sie noch eine Chance in
der besten Demokratie der Welt haben, die sich mit Geld kaufen lässt.
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