PresseKat - WAZ: Die Erwartungen waren zu hoch. Kommentar von Matthias Korfmann zum Kita-Streit

WAZ: Die Erwartungen waren zu hoch. Kommentar von Matthias Korfmann zum Kita-Streit

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(ots) - Eigentlich stand schon ein Schlussstrich unter dem
langen und zähen Kita-Tarifstreit. "Zum Greifen nahe" schien ein
Abschluss, der Schlichterspruch wurde - zunächst - auch von den
Verhandlungsführern der Gewerkschaftern als akzeptabel eingeschätzt.
Aber sie haben nicht mit dem Zorn der Basis gerechnet. Das kann
passieren, wenn zuvor extrem hohe Erwartungen geweckt werden. Zehn
Prozent mehr Lohn war die Ansage. Und im Grunde soll es ja um viel
mehr gehen: die "Aufwertung" der Sozial- und Erzieherberufe. Die
Schlichter bieten vergleichsweise wenig an. Im Grunde ist es nur eine
normale Lohnerhöhung, die nicht einmal gerecht verteilt wird.
Erzieherinnen sollen im Schnitt 3,3 Prozent mehr bekommen.
Kita-Leiterinnen und Berufserfahrene würden höhere Lohnzuwächse
bekommen als Jüngere, Sozialarbeiter fühlen sich im Vergleich zu
Erzieherinnen benachteiligt. Die hohen Erwartungen haben sich bisher
nicht erfüllt. Realistisch betrachtet wird in diesem Streit kaum mehr
"herauszuholen" sein, als es der Schlichterspruch hergibt. Die armen
Städte - und von ihnen gibt es gerade im Ruhrgebiet viele - wehren
sich erbittert gegen neue Lasten. Sie müssen sich gegebenenfalls noch
höher verschulden, um die verbesserten Löhne zu bezahlen. Machen wir
uns nichts vor: Dortmund, Essen oder Duisburg sind nicht in der Lage,
den Erzieherinnen das zu geben, was sie verdienten. Ohne Hilfe von
Bund und Ländern kann es gar keine "Aufwertung" dieser Berufe geben.
"Das kann doch nicht wahr sein!", werden jetzt Eltern von
Kita-Kindern schimpfen. Sie und ihre Kleinen haben am meisten unter
dem Arbeitskampf gelitten, mussten Oma, Opa, Freunde und Nachbarn in
Betreuer verwandeln, Urlaub opfern oder den Nachwuchs gar mit ins
Büro nehmen. Für diese Mütter und Väter wäre eine Fortsetzung des
Streiks in einigen Wochen vollkommen unzumutbar. Sie haben die Zähne




zusammengebissen, ihren Alltag neu organisiert und den Arbeitskampf
ertragen, aber die Solidarität mit den Streikenden ist gewiss nicht
grenzenlos. Möglich, dass viele Erzieherinnen und Sozialarbeiter
weiter kämpfen wollen. Aber es ist wohl nicht mehr viel zu gewinnen.



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Datum: 25.06.2015 - 19:33 Uhr
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