(ots) - von Marianne Sperb, MZ
Eine Welterbestätte muss von außergewöhnlichem und universellem
Wert für die Menschheit sein. So lautet die Grundbedingung für die
Aufnahme in die Welterbe-Liste. Wie außergewöhnlich sind die
Auserwählten aber, wenn jedes Jahr neue Bewerber den Titel erhalten,
die vielleicht zum nationalen Stolz zählen, international aber keine
überragenden Werte auf die Waage bringen? Wie beliebig darf das
Herausragende sein? Wie viel Masse verträgt die Einzigartigkeit? Das
Welterbekomitee sammelt wie ein Weltmeister. Mehr als 1000 Stätten
stehen aktuell auf der Liste. Allein Deutschland, einer von 195
Mitgliedsstaaten, besitzt 39 Titel. 2006 trat zudem ein Abkommen zum
Erhalt des immateriellen Kulturerbes in Kraft - es geht um Tanz,
Theater und Musik, aber auch um Bräuche und Traditionen. Intern macht
bereits das böse Wort von den Welterbe-Messies die Runde, die sich im
Immer-Mehr verlieren. Das Verfahren ist schwerfällig und
intransparent und längst geben der Proporz und politische Erwägungen
den Ausschlag bei der Auswahl - ein übler Trend, der den Wert des
Welterbes schwächt und die Arbeit der Kulturgutwächter erschwert.
Rund 80 Prozent des Jahresetats von fünf Millionen US-Dollar frisst
bereits die Evaluierung von Welterbestätten - Geld, das besser in den
Schutz des Kulturerbes fließen würde. Die verfallende
Ausgrabungsstätte von Pompeji ist nur ein Beispiel für bedrohtes
Kulturgut weltweit. Maria Böhmer (CDU), Staatsministerin im
Auswärtigen Amt und derzeit Präsidentin des Welterbekomitees, hat
zuletzt deutliche Worte für den Missstand gefunden. Man muss ihr
Glück wünschen für ihre Reformpläne.
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