In seinen beiden »Atemlos«-Romanen erzählt Michael E. Vieten von der Jagd nach dem psychopathischen Killer Anselm Jünger
(firmenpresse) - Die letzten Kriminalromane, die die Redakteure von www.leserkanone.de rezensierten, erschienen beim btb Verlag, bei Bookspot und beim Rowohlt Verlag. Um für ein wenig Ausgewogenheit zwischen Verlagsproduktionen und Eigenveröffentlichungen zu sorgen, entschieden sie sich dafür, nun wieder einmal einen Krimi unter die Lupe zu nehmen, der in Eigenregie entstand. Sie haben sich für »Atemlos« aus der Feder von Michael E. Vieten entschieden, einen Zweiteiler, der aus den Büchern »Beim Sterben ist jeder allein« und »Von des Todes zarter Hand« besteht. Mit der gleichnamigen Zerreißprobe für die Ohren aus dem Schlageruniversum hat die »Atemlos«-Dilogie nichts zu tun, und sollten hier die Nerven gefordert werden, dann hoffentlich auf positive Weise.
Michael E. Vieten wurde 1962 geboren, lebt und arbeitet im Hunsrück und schreibt als freier Autor Romane und Erzählungen. Seine bisherigen Veröffentlichungen waren vielseitig, so verfasste er eine Sammlung kurzer Geschichten von Menschen aus dem Diesseits mit Begegnungen aus dem Jenseits, die Lebensgeschichte eines Mannes, der schwerst verletzt in einem Weingut liegt und auf das Sterben wartet, und er publizierte einen Bildband. Der Acabus-Verlag veröffentlichte kürzlich seinen psychologischen Kriminalroman »Christine Bernard – Der Fall Siebenschön« neu, dessen Hauptdarstellerin den Lesern auch im Laufe der »Atemlos«-Geschichte begegnet. Bei den beiden »Atemlos«-Büchern handelt es sich um zwei in sich abgeschlossene, inhaltlich aber unmittelbar zusammenhängende Kriminalromane, die jeweils etwa 250 Seiten lang und für 12,90 Euro erhältlich sind. Als E-Book-Version kosten die beiden Teile 4,99 Euro, in einem zusammengefassten Doppelband gibt es sie für 5,99 Euro. Das erste Buch erschien zu Beginn des Jahres 2013, das zweite folgte anderthalb Jahre später.
Die beiden einzelnen Romane unterscheiden sich deutlich voneinander. Nicht in der Qualität, aber in dem, was erzählt wird. Im ersten Teil lässt Vieten zwei Männer aufeinanderprallen. Auf der einen Seite steht der eigentlich unauffällige Anselm Jünger, der chronischer Asthmatiker ist, nett, höflich und zurückhaltend, im dem jedoch eine äußerst niedrige Reizschwelle lauert, die aus ihm einen psychopathischen Mörder macht. Dabei gibt es für ihn keine Grenzen, was auch die Leser sofort zu spüren bekommen, denn Autor Michael E. Vieten serviert ihnen gleich zur Begrüßung den Mord an Nachbars Katze. Vieten gibt seinen Lesern also keine Gelegenheit, sich erst einmal zurechtzufinden, er wirft sie direkt ins kalte Wasser und baut damit unmittelbar Interesse an der scheinbar verqueren Mörderfigur auf. Jünger gegenüber steht der eigentlich beurlaubte Hauptkommissar Horst Krieger, in dem dreißig Jahre Polizeiarbeit stecken und der ein brillianter Ermittler ist, der jedoch mit persönlichen Problemen und stattlichen 160 Kilo auf den Rippen zu kämpfen hat.
Nach dem abrupten Einstieg lässt Vieten seiner Geschichte dann ein wenig Zeit und erhöht erst nach und nach die Schlagzahl. Dabei widmet er sich in der ersten Hälfte dem Geschehen mit Blick auf Anselm Jünger, ehe er auf die Ermittlungsarbeit von Krieger schwenkt. Vieten gelingt es dabei, die Leser intensiv genug in die beiden Charaktere hineinblicken zu lassen, dass sich für beide – ja, tatsächlich auch für den Psychopathen – gewisse Sympathien entwickeln lassen. Dabei geht er stets vollkommen schlüssig vor, scheut sich nicht, die Gewaltspirale stark anzuziehen, ohne aber zu blutig zu werden, und schließt mit einem Ereignis, das man in der Form mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erwarten würde.
Im zweiten Buch ändert sich das Geschehen und auch ein Teil der Protagonisten, was mit jenem Ereignis zusammenhängt. Da wir nicht spoilern wollen, müssen wir auf einen inhaltlichen Einblick in »Von des Todes zarter Hand« verzichten, um niemandem den Spaß am ersten Buch zu rauben. So viel sei zumindest angedeutet: Wer an Plots von Filmen wie »True Romance« oder »Natural Born Killers« Gefallen fand, der findet hier eine Version in heimischen Gefilden.
Michael E. Vieten hat eine sehr individualistische Art zu schreiben, die vielen gefallen wird, die aber nicht jedermanns Sache sein dürfte. Damit ist insbesondere ein stilistisches Mittel gemeint, das er an vielen Stellen einsetzt, etwa dann, wenn nach einem Szenenwechsel ein neuer Schauplatz beschrieben wird: Vieten neigt dazu, in einem wahren Stakkato sehr kurze Sätze aneinanderzureihen. »Sehr kurz« heißt in diesem Fall, dass sie nicht selten aus einem einzigen Wort bestehen. Auf seiner offiziellen Webseite erläutert der Autor diesen Kniff damit, dass er einfache Menschen mag und bewusst eine einfache Sprache verwendet, um verstanden zu werden. Leser, die einen reduzierten und schnörkellosen Stil bevorzugen, der handlungsorientiert ist und sich nicht in vielen Beschreibungen verliert, werden sich darin gut zurechtfinden. Diejenigen, die gerne innehalten und blümerante Details mögen, um ein farbenfrohes Bild der Szenerie vor dem inneren Auge entstehen lassen zu können, dürften hingegen einige Probleme mit diesem Stilelement bekommen, zumal es recht häufig angewendet wird.
Die Geradlinigkeit von Vietens Worten bedeutet nicht, dass er seinen Charakteren keine Tiefe gegeben hätte, im Gegenteil hat er eine Reihe sehr spezieller Figuren erschaffen. Dass diese teils etwas überzeichnet wirken, dürfte durchaus gewollt sein. Im zweiten Band mäßigt Vieten das Stakkato der kurzen Sätze, was womöglich der Zeit geschuldet ist, die zwischen beiden Büchern lag, dennoch blieb er im Großen und Ganzen dem angeschlagenen Stil treu.
Sofern man sich mit der speziellen Art anfreunden kann, in der Vieten schreibt, wird man mit den beiden Teilen der »Atemlos«-Dilogie zwei Bücher finden, die gut unterhalten. Am Stil steht und fällt das Ganze, weswegen in seinem Fall vielleicht ein Stück stärker als bei anderen Autoren zu empfehlen ist, einen Blick in die Leseproben zu werfen, die man in der Regel bei Online-Buchhändlern vorfinden kann. Kommt man mit dem zurecht, was man auf den ersten Seiten liest, dann wird auch der Rest der beiden Romane auf Gefallen stoßen, denn inhaltlich kann es keine zwei Meinungen geben, Vieten hat zwei kurzweilige Geschichten verfasst.
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