(ots) - Ulrik Haagerup ist als Chefredakteur
des Dänischen Rundfunks (DR) einer der innovativsten
Nachrichtenjournalisten Europas. Seit Jahren verfolgt er ein
spannendes Konzept für das er inzwischen bei vielen europäischen
Sendern praktisch am Silbertablett herumgereicht wird. Haagerup
komponiert Nachrichten anders als die meisten
Nachrichtenjournalisten. Bei ihm sind News nicht die klassische
Sammlung täglicher Horrormeldungen. Haagerup sucht bei seinen
Geschichten gezielt nach konstruktiven Ansätzen, die den Menschen
Hoffnung geben oder im besten Fall sogar Nutzen stiften.
Ein Beispiel: Schweine sind eines der wichtigsten Exportprodukte
Dänemarks. Viele Jahre hat sich das dänische Fernsehen kritisch mit
dem Einsatz von Antibiotika in der Schweinezucht beschäftigt und sich
nebenbei viele Feinde bei den Landwirten gemacht. Bis sich eines
Tages ein an sich als schonungslos geltender Reporter für einen
anderen Ansatz entschied. Er wollte herausfinden, ob das Problem
anders gelöst werden kann - und er fand diesen Ansatz in den
Niederlanden. Dort stieß der Reporter auf einen Landwirt, der seine
kleine Tochter beinahe durch eine Infektion mit einem
multiresistenten Bakterium verloren hatte. Der Landwirt nahm das als
Anlass, um seinen Betrieb umzustellen. Seither braucht er nur mehr
fünf Prozent der früheren Antibiotika-Dosis. Das dänische Fernsehen
brachte die Geschichte im April 2013 und löste damit ein Umdenken
aus. Führende dänische Landwirte entschlossen sich, dem
niederländischen Beispiel zu folgen. "Das war wahrscheinlich das
wichtigste und konstruktivste Beispiel für guten Journalismus, das
ich je im Fernsehen gesehen habe", sagte daraufhin Martin Rishoj, der
schon einige Jahrzehnte in der dänischen Agrarindustrie arbeitet.
In seinem Buch "Constructive News" schildert Ulrik Haagerup dieses
und weitere interessante Beispiele aus seiner journalistischen
Arbeit. Haagerups begleitende Analyse zeigt deutlich, dass das
derzeitige Nachrichtenverständnis vieler Redaktionen tatsächlich
nicht der Wirklichkeit entspricht. Und was noch viel schlimmer ist:
Immer weniger Menschen fühlen sich von der täglichen Anhäufung von
bad news angesprochen oder haben gar Angst vor diesen.
Haagerups Ansatz hat im übrigen nichts mit einer rosaroten Brille
zu tun. Vielmehr geht es darum zum einen in den Nachrichten die
Wirklichkeit abzubilden, die weit mehr ist als die übliche Aufzählung
der schlechten Nachrichten des Tages. Und bei tatsächlichen bad news
versuchen die Journalisten des dänischen Fernsehens gezielt
konstruktive Ansätze mitzuliefern.
Dieser konstruktive Ansatz hat viel mit journalistischer Haltung
zu tun. Haagerup ist es damit im übrigen gelungen, wieder Menschen zu
berühren. Alle von ihm verantworteten Sendungen gewinnen wieder
Zuseher.
Das Vorwort zum Buch hat Altkanzler und "Zeit"-Herausgeber Helmut
Schmidt geschrieben. Schmidt setzt sich in seinem Text mit der
Wechselwirkung von Politik, Medien und Gesellschaft auseinander. "Ich
bin nun 95 und ein Gewesener in jeder Hinsicht des Lebens. Mein Alter
macht mich zum Realisten. Aber wir brauchen ganz sicher mehr
Constructive News", schreibt Schmidt.
Armin Wolf, ZiB 2-Moderator und einer der führenden Journalisten
im ORF, hat kürzlich über die englische Ausgabe von Constructive News
getwittert: "Sollte Pflichtlektüre in Redaktionen und
Journalismus-Schulen sein."
Ulrik Haagerup: "Constructive News - Warum bad news die Medien
zerstören und wie Journalisten mit einem völlig neuen Ansatz wieder
Menschen berühren", Salzburg 2015, 213 Seiten, Verlag Oberauer, ISBN
978-3-901227-48-6, Euro 24,90.
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