(ots) - Europäische Gewässer sind noch immer in keinem
guten Zustand - Umweltverbände fordern Bekenntnis zur Umsetzung der
Wasserrahmenrichtlinie - Anlässlich des europäischen Flussbadetags
springen Hunderte von Menschen für wirksamen Gewässerschutz ins
Wasser
2015 sollen laut Europäischer Union alle Flüsse und Seen in einem
guten Zustand sein. Allerdings sind viele Gewässer noch weit von
diesem Ziel entfernt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), das European
Rivers Network (ERN), die sozial-ökologische Plattform GETIDOS und
die Grüne Liga fordern anlässlich des europäischen Flussbadetags am
12.Juli 2015 eine konsequente Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie
(WRRL). An diesem Tag werden sich vielerorts Menschen für den
Gewässerschutz stark machen und symbolisch gemeinsam ins Wasser
springen. Teilnehmer der Jugendkampagne Big Jump Challenge werden
außerdem am 13. Juli mit Abgeordneten im Europäischen Parlament in
Brüssel über den Gewässerschutz diskutieren.
Das Ziel der WRRL, dass bis Ende 2015 alle Oberflächengewässer der
EU in einem "guten ökologischen Zustand" sein sollen, wird insgesamt
weit verfehlt: Europaweit erreichen 47 Prozent der Gewässer diesen
Zustand nicht. In Deutschland werden je nach Flussgebiet zwischen 82
Prozent und 98 Prozent der Seen und Flüsse dieses ökologische Ziel
verfehlen. Die Mitgliedstaaten der EU haben sich mit Verabschiedung
der Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2000 im Europäischen Rat selbst
Fristen zur Umsetzung der WRRL gesetzt, von denen die ersten in
diesem Jahr enden. "Es ist nicht hinnehmbar, dass der geforderte gute
chemische und ökologische Zustand bislang nicht flächendeckend
erreicht werden konnte. Spätestens mit dem Urteil des Europäischen
Gerichtshofs vom 1. Juli sind in Deutschland nun die Länder am Zug,
um für wirksame Verbesserungen zu sorgen", fordert Ulrich Stöcker,
Bereichsleiter Naturschutz bei der DUH. "Niemand will im Hochsommer
in einer Algenbrühe baden. Wir erwarten von Bund und Ländern vor
allem Maßnahmen gegen die Stickstoffeinträge, die die Flüsse und
unsere Meere hochgradig beeinträchtigen, sowie endlich mehr "Raum für
lebendige Flüsse."
Mehr "Raum für lebendige Flüsse" ist bereits seit entsprechenden
Aussagen des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl nach dem
Oder-Hochwasser 1997 eine der Kernforderungen der Umweltverbände an
die Flusspolitik - auch auf europäischer Ebene. Jedoch finden
Maßnahmen zum natürlichen Wasserrückhalt in den Maßnahmenprogrammen
für die Flusseinzugsgebiete bisher kaum Anwendung. Im
Flussgebietsmanagement bestehen zudem nach wie vor deutliche Defizite
bei der Integration von Naturschutzzielen und der Berücksichtigung
von Synergieeffekten mit dem Hochwasserschutz.
Michael Bender, Leiter GRÃœNE LIGA Bundeskontaktstelle Wasser,
ergänzt: "Nachdem die kommunalen Kläranlagen mit erheblichem Aufwand
ertüchtigt wurden, sind es insbesondere die diffusen Belastungen aus
der Landwirtschaft, die erhebliche Gewässerbelastungen verursachen.
Hier muss die Düngeverordnung dringend revidiert werden. Auch die
Unterhaltung der Gewässer ist vielfach immer noch nicht auf die
ökologischen Ziele ausgerichtet. Selbst einfache Maßnahmen wie
biotopvernetzende Gewässerrandstreifen werden in der Fläche nur stark
eingeschränkt zugelassen."
Im Zusammenhang mit dem Big Jump anlässlich des europäischen
Flussbadetags animiert die Kampagne Big Jump Challenge Jugendliche,
sich mit kreativen Ideen für den Gewässerschutz einzusetzen.
Insgesamt 54 junge Menschen aus 15 Ländern sind am 8.7. nach Brüssel
gereist, um dort ihre Forderungen für gesunde Gewässer vorzutragen.
Am Montag bringen sie im Parlament ihr "youth and water" Manifest
ein. Es enthält Vorschläge für die Beteiligung Jugendlicher, denn
Gewässerschutz und die Umsetzung der WRRL sind eine
generationenübergreifende Aufgabe. Für Deutschland sind ein 3er-Team
aus Nagold, ein 4er-Gespann aus Berlin sowie drei Gymnasiasten aus
Wolfsburg-Fallersleben noch bis zum 14.7.2015 vor Ort.
"Der europäische Flussbadetag ist eine gute Gelegenheit, um mit
Bürgerinnen und Bürgern die verbesserte Wasserqualität der Gewässer
zu feiern, zugleich aber auch auf Versäumnisse aufmerksam zu machen.
Er trägt dazu bei, dass Gewässerpolitik wieder mehr in den Fokus
rückt", sagt der Initiator des europäischen Flussbadetags, Roberto
Epple vom ERN.
Hintergrund:
Der Europäische Flussbadetag, auch Big Jump genannt, geht zurück
auf den Elbebadetag, den Roberto Epple 2002 mit der DUH ins Leben
rief. Seit 2005 organisiert Epple mit dem European Rivers Network
(ERN) den Flussbadetag europaweit. Ziel der Flussbadekampagne ist die
"Wiederversöhnung mit den Flüssen" und die Sensibilisierung für
Gewässerschutz, insbesondere für die Ziele der
EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Die Big Jump Challenge als
Jugendkampagne des Big Jumps wird von der sozial-ökologischen
Plattform GETIDOS europaweit organisiert. Die Umweltverbände DUH und
Grüne Liga sind die Ko-Organisatoren des Big Jumps in Deutschland.
Bundesweit finden rund 50 Big Jump Events statt. Organisatoren
sind Gemeinden, Umwelt- und Sportverbände sowie Schulen und
Jugendgruppen. Alle Termine sind hier zu finden: www.bigjump.org. Das
"youth and water" Manifest ist ab Montag bei Rafael Ziegler
(rziegler(at)uni-greifswald.de) erhältlich.
Weitere Informationen unter: www.bigjump.org,
http://www.duh.de/bigjump.html, http://www.bigjumpchallenge.net/,
http://www.wrrl-info.de, www.flussaktionen.de
Pressekontakt:
Roberto Epple, European Rivers Network
Tel.: +33 608621267, E-Mail: roberto.epple(at)ern.org
Rafael Ziegler, Sozial ökologische Plattform GETIDOS
Tel.: 03834 864199, E-Mail: rziegler(at)uni-greifswald.de
Michael Bender, Leiter GRÃœNE LIGA Bundeskontaktstelle Wasser
Tel.: 030 40 39 35 30, E-Mail: wasser(at)grueneliga.de
Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz, DUH
Tel.: 030 2400867-13, Mobil: 0160 8950556, E-Mail: stoecker(at)duh.de
Ann-Kathrin Marggraf, Pressereferentin, DUH
Tel.: 030 2400867-21, E-Mail: marggraf(at)duh.de
DUH im Internet: www.duh.de, Twitter: https://twitter.com/Umwelthilfe