(ots) - 15. Juli 2015 - Rocket Internet zieht für sein
jüngstes Online-Start-up im Handel mit Lebensmitteln in Deutschland
die Notbremse. Nur zehn Monate nach dem Start soll die
Einkaufsplattform Shopwings kommende Woche ihren Dienst einstellen,
erfuhr das Wirtschaftsmagazin 'Capital' aus Branchenkreisen. Die
Eigner wenden sich in einem überraschenden Strategiewechsel vom
deutschen Markt ab und suchen Wachstum stattdessen in Südostasien und
Australien. Als Gründe gelten kostenträchtige Auflagen für
Verbraucherinformationen und die mangelnde Kooperation mit dem
Einzelhandel.
Die Start-up-Schmiede von Oliver Samwer hatte den Branchen-Neuling
erst vergangenen Herbst als Teil ihrer E-Food-Offensive auf die
Schiene gesetzt. Shopwings war im Börsenprospekt mit dem neuartigen
Modell angekündigt, Online-Bestellungen aus Supermärkten noch am
selben Tag von persönlichen Einkäufern zustellen zu lassen. Neben
Rocket sind inzwischen Tengelmann und Holtzbrinck-Ventures beteiligt.
Noch im Juni hatte der Geschäftsführer der Berliner GmbH, Conrad
Bloser, ehrgeizige Wachstumspläne verkündet. Bald sollten in Hamburg,
Frankfurt, Köln und anderen Ballungsräumen Shopwings-Boten in
Supermärkte ausschwärmen. In München und Berlin konnte der Kunde sich
je nach Postleitzahl zwischen den Einzelhandelsketten Aldi, Lidl,
Edeka und Alnatura entscheiden, aus deren Sortimenten Shopwings knapp
20 000 Artikel listet.
Ob allein mit Liefergebühren von 4,90 Euro aufwärts und
Online-Aufschlägen pro Artikel Geld zu verdienen sei, hatten
Handelsexperten schon bezweifelt. Die Boten arbeiten wie bei dem in
Europa umstrittenen amerikanischen Fahrdienst Uber freiberuflich. So
dürften vor allem Probleme bei der geplanten dritten Einnahmequelle
dazu geführt haben, die Reißlinie zu ziehen: Shopwings wollte große
Einzelhandelsketten dazu bewegen, für den über die Plattform
zusätzlich generierten Umsatz eine Art Marktplatzgebühr zu zahlen.
Doch darauf ließen sich die Ketten bisslang nicht ein.
Außerdem stolperte das Geschäftsmodell über die seit Januar
geltende Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV). Danach müssen
auch Online Verbraucherinformationen wie Herkunft, Nährwert und
Zutaten ausgewiesen werden. Shopwings hatte dies mit Verweis darauf,
ein Bringdienst und kein Lebensmittelhändler zu sein, unterlassen.
Nach einer einstweiligen Verfügung, die ein bayerischer Webshop
erwirkte, arbeitete Shopwings zuletzt zwar für rund 10 000 Artikel
nach. Diesen Aufwand der Produktdarstellung künftig an allen neuen
Standorten zu betreiben, dürfte aber zu kostenträchtig geworden sein
- zumal der etablierte Handel die Zusammenarbeit und damit einen
möglichen Datenaustausch verweigert.
Nun soll das Heer der Einkäufer nach dem Willen der Investoren
stattdessen in Südostasien wachsen. Entsprechende Domains hat sich
Rocket Internet schon weltweit gesichert. In Australien, wo auch Aldi
sehr erfolgreich Fuß fasst, ist das Startup schon unter
Shopwings.com.au aktiv.
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