Im Interview mit Leserkanone.de sprach Slackliner und Krimiautor Reinhard Kleindl über seinen neuen Roman »Baumgartner und die Brandstifter«, über seinen ungewöhnlichen Chefinspektor und über das literarische Verbrechen in Österreich.
(firmenpresse) - Reinhard Kleindl balanciert als professioneller Slackliner auf schmalen Seilen über den Victoriafällen in Simbabwe, zwischen den Balkons von Wolkenkratzern und über hunderte Meter tiefe Schluchten rund um den Globus. Und er schreibt Kriminalromane. Gestern erschien mit »Baumgartner und die Brandstifter« sein neuestes Buch. Im Interview mit der Literaturplattform www.leserkanone.de sprach Kleindl über den Roman, über seinen ungewöhnlichen Chefinspektor und über das literarische Verbrechen in Österreich.
– Herr Kleindl, vermutlich hat noch nicht jeder Besucher unserer Webseite Notiz von Ihrem neuen Buch genommen. Könnten Sie unseren Lesern »Baumgartner und die Brandstifter« kurz mit eigenen Worten vorstellen?
Es geht um einen Brand in einem Bauernhaus südlich von Graz, wobei eine alte Frau in den Flammen stirbt. Eine echte Tragödie, denn die Familie feierte gerade die Hochzeit des Sohnes, und als sie nach Hause kommen, ist ihr Heim abgebrannt und die Oma lebt nicht mehr. Ein tragischer Unfall, so sieht es zuerst aus. Doch bald gibt es Unstimmigkeiten. Es ist vor allem die Familie selbst, die sich verdächtig macht, weil sie der Polizei nur zögerlich hilft. Dazu kommt, dass der Chef der Mordgruppe, Franz Baumgartner, nicht da ist, um die Ermittlungen zu leiten. Man muss ohne ihn auskommen. Wo er ist, weiß niemand.
Mehr will ich gar nicht verraten, nur so viel: Der Bauernhof ist nur der Ausgangspunkt für eine viel größere Geschichte!
– In Ihrem Buch feiert Franz Baumgartner von der Mordgruppe Graz seine Rückkehr, den Ihre Leser in Ihrem Roman »Gezeichnet« kennenlernen durften. Was zeichnet die Figur aus? Hegen Sie selbst besondere Sympathien für den Chefinspektor?
Ja, Baumgartner ist mir natürlich sehr sympathisch, sonst würde es auch kaum Spaß machen, über ihn zu schreiben. Was ihn auszeichnet ist einmal, dass er furchtbar altmodisch ist. Er läuft in Jacketts herum, die vielleicht zu Zeiten seines Großvaters modern waren. Das spiegelt sich auch in seiner Weltanschauung wider: Dass man versucht, das Richtige zu tun, ist bei ihm keine Leidenschaft, sondern ganz selbstverständlich. Manche würden ihn vielleicht einen Spießer nennen, aber das würde ihm nicht gefallen, auch wenn er wahrscheinlich nichts darauf entgegnen würde.
– Regionalkrimis erfreuen sich sowohl in Österreich als auch in Deutschland seit längerer Zeit großer Beliebtheit. Ihr Roman spielt in der Steiermark. Warum sollten nicht nur österreichische, sondern auch deutsche Leser Ihrem Buch dringend eine Chance geben?
Ein österreichischer Schauplatz war für mich ganz selbstverständlich, über Österreich kann ich einfach interessantere Dinge schreiben, besser in die Tiefe gehen. Und darum geht es für mich beim Krimi: Das freizulegen, was sich hinter der Fassade des Alltags abspielt, die Abgründe. Der Alltag ist bei mir ein österreichischer, aber die Abgründe sind international, die verstehen Sie auch in Deutschland. Echte Regionalkrimis definieren sich ja oft stark über bekannte Schauplätze und Lokalkolorit, das werden Sie bei mir kaum finden. Abgesehen davon ist Graz eine sehr interessante Stadt, mit einer phantastischen Kreativszene, gerade in den Vierteln, die einen sehr hohen Anteil an Migranten haben. Die Geschichten liegen quasi auf der Straße, manche der skurrilen Beobachtungen poste ich auch auf Facebook (»Wahrnehmung des Krimiautors«).
– Sie selbst haben eine sehr ungewöhnliche Vorgeschichte. Nach einem Studium der Theoretischen Physik balancierten Sie als professionelle Slackliner auf schmalen Seilen über den Victoriafällen in Simbabwe, zwischen den Balkons von Wolkenkratzern und über hunderte Meter tiefe Schluchten rund um den Globus. Wie gelangt man aus solch halsbrecherischen Höhen zu einer scheinbar unaufgeregten Tätigkeit wie dem Bücherschreiben? Steht beides nicht in einem großen Gegensatz?
Ja, das steht absolut im Gegensatz zueinander. Völlig andere Anforderungen, eine völlig andere Sprache. Ich selbst habe mir Bergsportler immer als Menschen vorgestellt, die in der Natur völlig aufgehen und sonst nichts brauchen. Von Schriftstellern hatte ich das Bild, dass sie aus den Städten kaum rauskommen, in Caféhäusern sitzen. Ich bin nichts von beidem. Ich glaube, ich bin hier Opfer meiner eigenen Vorurteile geworden! Wobei ich sagen muss, dass ich vor meiner Sport-Karriere tatsächlich der urbane Kopfmensch war, der kaum raus in die Natur kam. Fast ein Klischee-Schriftsteller, nur ohne Verlag!
– Mit der Arbeit von Inspektoren und Profilern hatten Sie als Physiker und Slackliner wenig zu tun. Waren daher aufwändige Recherchen nötig, um die Ermittlungsarbeit wirklichkeitsgetreu abbilden zu können? Welcher Arbeitsaufwand steckt insgesamt in einem Buch wie »Baumgartner und die Brandstifter«?
Den Arbeitsaufwand kann ich schwer schätzen, weil ich eigentlich ständig an den Büchern arbeite. Das lässt mich nie ganz los. Die meiste Zeit geht das auch völlig mühelos und fühlt sich nicht nach Arbeit an. Was die Recherchen über Polizeiarbeit angeht, so habe ich tatsächlich alle populären Bücher über Kriminalpsychologie gelesen, die ich finden konnte. Erst dann nahm ich Kontakt mit der Polizei in Graz auf und konnte das Landeskriminalamt besuchen und mit den realen Personen hinter meinen Charakteren sprechen. So etwas ist schön, aber auch eine Herausforderung. Wenn man viel liest, ist die Versuchung groß, seine eigenen Geschichten einfach an den Lieblingsbüchern zu orientieren. Ich musste mir einen Ruck geben, wollte über realistische Polizisten schreiben. Natürlich sind meine Krimis keine Reportagen, aber ich hoffe, dass man nicht merkt, wo ich gelogen habe!
– Seit dem Erscheinen Ihres ersten Buchs ist ziemlich genau ein Jahr vergangen. Haben Sie seitdem Eindrücke gesammelt oder gibt es Vorschläge und/oder Kritikpunkte, die Sie mit Ihren Lesern teilen oder Ihnen mitteilen möchten? Was wünschen Sie sich vom deutschsprachigen Buchmarkt und von Ihrer Leserschaft im Speziellen?
Die Eindrücke sind überraschend positiv gewesen. Ich habe schon gewusst, dass mir meine Geschichten gefallen, dass ich so etwas selbst gern lesen würde. Aber dass auch die Kritiken durchwegs gut sind, damit habe ich nicht unbedingt gerechnet. Was ich mir vom deutschen Buchmarkt vielleicht wünsche, ist, genau hinzuschauen, was für ein großartiges Ding der österreichische Krimi geworden ist! Da gibt es richtig gute Autoren, die richtig gute Bücher schreiben.
– Was können wir von dem Autor Reinhard Kleindl in der nächsten Zukunft erwarten? Sind bereits neue Buchprojekte in Planung?
Es ist allerhand in Planung, auch komplette Manuskripte liegen in der Schublade. Jetzt freue ich mich aber erst einmal wahnsinnig auf den dritten Teil der Baumgartner-Reihe. Damit habe ich viel vor!
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