(ots) - Vielleicht hat sich Wolfgang Schäuble verrannt.
Viele Ökonomen, aber auch seine europäischen Partner halten einen
Grexit auf Zeit für abenteuerlich. Doch der deutsche Finanzminister
ist davon nach wie vor überzeugt. Schäuble ist hartnäckig.
Selbstverständlich ist Schäubles Idee auch ein Signal an die Kritiker
in den eigenen Reihen. Wer aber eine Vereinbarung eingeht, in der ein
vorübergehender Grexit aus guten Gründen nicht enthalten ist, der
sollte im Nachhinein nicht so vehement darauf beharren. Da ähnelt
Schäubles Verhalten in gewisser Weise dem des griechischen
Ministerpräsidenten Alexis Tsipras. Auch der hat dem Brüsseler
Verhandlungsergebnis erst zugestimmt, um es dann öffentlich mit
scharfen Worten zu verdammen. Wie man auf diese Weise erfolgreich
Reformen durch- und umsetzen will, ist schleierhaft. Schäuble macht
sich jetzt zusätzlich angreifbar, was ihn allerdings genauso wenig
stören wird wie Tsipras. Schließlich ist der Deutsche wegen seiner
unnachgiebigen Haltung bei der Griechenland-Rettung sowieso schon der
europäische Buhmann schlechthin. Schlimmer geht es nimmer mit den
Anfeindungen. Insofern glaubt auch Schäuble, sich unbeirrt geben zu
können. Nur: Das ganze Hin und Her der Äußerungen belegt, dass man
auf beiden Seiten noch lange nicht über das Stadium der
polit-taktischen Spielchen hinaus ist. Das ist fatal. Denn die Lage
in Griechenland ist dramatisch. Was das Land und Europa jetzt
benötigen, ist Entschlossenheit - in die eine oder die andere
Richtung.
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