(ots) - 63 Prozent der Top-Entscheider im
"Capital-FAZ-Elite-Panel" stark beunruhigt über Lage in der Eurozone
/ 89 Prozent für Freihandelsabkommen mit den USA / Große Koalition
wird positiver beurteilt / 78 Prozent für höhere Flüchtlingsquote
Deutschlands / Griechenland-Krise stärkt Ansehen von Schäuble
Deutschlands Top-Entscheider sind skeptisch, ob Griechenland auf
Dauer in der Eurozone zu halten ist. Wie das aktuelle
"Capital-FAZ-Elite-Panel", eine Umfrage des Instituts für Demoskopie
Allensbach (IfD) unter 500 Führungsspitzen aus Wirtschaft, Politik
und Verwaltung, ergab, bezweifeln mehr als drei Viertel (77 Prozent),
dass es gelingen wird, mit Griechenland verbindliche Reformpläne zu
vereinbaren. Mittlerweile sehen sogar mehr als die Hälfte (52
Prozent) in einem Ausscheiden Griechenlands für die Eurozone mehr
Chancen als Risiken.
Entsprechend stark bzw. sehr stark beunruhigt sind 63 Prozent der
Elite über die Situation in der Eurozone. Während des
Befragungszeitraums Ende Juni/Anfang Juli hatte die griechische
Regierung ihr Referendum angekündigt. "Im Befragungszeitraum für das
'Capital-FAZ-Elite-Panel' gab es einen völligen Umschwung bei der
Einschätzung, ob Griechenland auf Dauer Euro-Mitglied bleiben wird.
Entscheidend wird sein, ob Griechenland seine Reformzusagen
verlässlich einhält", unterstreicht Allensbach-Institutsleiterin
Prof. Dr. Renate Köcher. Fast einstimmig ist die Elite für einen
Verbleib Großbritanniens in der EU: Aktuell sagen 97 Prozent, dass es
ihnen "wichtig" oder sogar "sehr wichtig" ist, Großbritannien in der
Europäischen Union zu halten.
Freihandelsabkommen mit den USA wichtig
Die überwältigende Mehrheit der Entscheider (89 Prozent) hält das
geplante Freihandelsabkommen TTIP mit den USA für wichtig, gut zwei
Drittel (69 Prozent) sind auch davon überzeugt, dass es zu einem
solchen Vertrag kommen wird. Europa hat aus Sicht der Führungskräfte
höhere Standards im Umweltschutz und beim Arbeitsschutz, die USA
seien hingegen bei Produktsicherheit, Haftung und Verbraucherschutz
strenger. 66 Prozent der Führungsspitzen gehen davon aus, dass ein
ausgewogener Kompromiss erreicht wird.
Akzeptanz für die Arbeit der Großen Koalition wächst
Die Führungsspitzen schätzen die Arbeit der Großen Koalition
inzwischen weniger negativ ein als vor einem Jahr. Projekte wie der
Mindestlohn und Rente mit 63, die damals für großen Unmut gesorgt
hatten, sind inzwischen vom Gesetzgeber beschlossen. Allerdings ist
immer noch ein Drittel der Top-Manager davon überzeugt, dass der
Mindestlohn der deutschen Wirtschaft schadet. Insgesamt sind 46
Prozent der Elite mit der Arbeit der Großen Koalition zufrieden und
48 Prozent enttäuscht. Ein Jahr zuvor lagen die Werte noch bei 42
bzw. 54 Prozent.
Korrekturbedarf sehen die Führungsspitzen vor allem bei der
Energiepolitik (75 Prozent), bei der Flüchtlingspolitik (73 Prozent)
sowie Steuer- und Finanzpolitik (59 Prozent). So meinen 77 Prozent
der Elite, dass Deutschland auf absehbare Zeit weiter Energie aus
Kohle braucht. Ãœber 50 Prozent sehen die Energiewende nach wie vor
als ernsthafte Belastung für den Standort an.
Breite Zustimmung für höhere Flüchtlingsquote Deutschlands
Angesichts des Flüchtlingsstroms nach Europa sagen 78 Prozent der
Führungsspitzen des "Capital-FAZ-Elite-Panels", dass Deutschland noch
mehr Flüchtlinge aufnehmen kann als bisher. Eine Mehrheit von 77
Prozent rechnet nicht damit, dass der Flüchtlingsstrom in absehbarer
Zeit in den Griff zu bekommen ist. Die australische Methode,
Flüchtlinge vor der eigenen Küste konsequent abzuweisen, ist für mehr
als drei Viertel der Elite (77 Prozent) kein gangbarer Weg in Europa.
55 Prozent der Top-Entscheider glauben nicht, dass Schlepperbanden
erfolgreich bekämpft werden können, indem mehr legale
Einwanderungsmöglichkeiten geschaffen werden. Die Bevölkerung ist in
der Flüchtlingsfrage allerdings gespaltener als die Elite: "Ich
befürchte, dass hier das Meinungsbild deutlich kritischer wird, wenn
innerhalb der nächsten Jahre die Unterbringungsprobleme in den
Kommunen eskalieren", urteilt Köcher.
Schäubles Ansehen profitiert von der Griechenlandkrise
Trotz der Kritik aus dem Ausland ist das Ansehen von
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bei der Elite auf einen neuen
Bestwert gestiegen. Schäuble profitiert unter anderem von seinem
resoluten Auftreten in den Verhandlungen mit Griechenland: 92 Prozent
(2014: 84 Prozent) bescheinigen ihm eine gute Arbeit.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel verliert dagegen: Der
SPD-Chef überzeugt mit seiner Arbeit nur noch 37 Prozent (48
Prozent), obwohl er viele Positionen vertritt, die in der
Wirtschaftselite auf große Zustimmung treffen.
---- Das "Capital-FAZ-Elite-Panel" ist Europas am prominentesten
besetzte Führungskräfte-Umfrage. Das Institut für Demoskopie
Allensbach (IfD) führt sie seit 1987 zwei Mal im Jahr für das
Wirtschaftsmagazin 'Capital' durch, 2015 ist die FAZ als weiterer
Auftraggeber hinzugekommen. Unter den aktuell 500 befragten
Top-Entscheidern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung sind 72
Vorstände aus Konzernen mit mehr als 20.000 Beschäftigten sowie 20
Ministerpräsidenten und Minister und 22 Leiter von Bundesbehörden.
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Christian Schütte, Redaktion 'Capital'
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