(ots) - Die CSU mag dazu neigen, geschickt Stimmungen in
Teilen der Bevölkerung aufzugreifen und politisch zu bedienen. Aber
es wäre wohl zu kurz gedacht, den Vorstoß von Horst Seehofer,
Asylbewerber aus Balkanstaaten in eigenen Aufnahmelagern
unterzubringen, einfach als "populistisches Stammtischgerede"
abzutun. Tatsächlich würde eine solche Trennung insbesondere jenen
Flüchtlingen nützen, die aus Kriegsgebieten und brutalen Diktaturen
zu uns kommen. Die Behörden könnten sich schneller und gezielter
gerade um diese Not leidenden Menschen kümmern. Dennoch spricht
einiges gegen die Seehofer-Idee. Denn sie berührt den Grundsatz, dass
ein Asylbewerber Anspruch auf ein individuelles, rechtsstaatliches
und sauberes Verfahren hat. Lager oder Heime nur für eine bestimmte
Gruppe von Asylbewerbern - für die ohne Asyl-Chance - führen
automatisch zur Stigmatisierung. Wer glaubt denn, dass ein Bewerber
vorurteilsfrei geprüft werden kann, wenn er in einer Einrichtung mit
dem Etikett "Wirtschaftsflüchtlinge" wohnt? Und überhaupt: Was wäre
das für ein Signal, nur nach dem Pass pauschal über "richtige" und
"falsche" Flüchtlinge zu entscheiden? Machen wir das dann künftig
auch, wenn die Anerkennungs-Chance nicht bei einem, sondern bei fünf,
zehn oder 20 Prozent liegt? Einfach nur, um die Verfahren zu
erleichtern? Wer solche Lager einrichtet, der fördert Vorbehalte
gegen ihre Bewohner. Politisch gewollt kann so etwas nicht sein.
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