(ots) - KOMMENTAR · BALKANFLÜCHTLINGE
Chancen nutzen Seit Wochen schießt die CSU in der Diskussion um
Flüchtlinge vom Westbalkan mit scharfer Munition. Von "massenhaftem
Asylmissbrauch" ist die Rede, mit Forderungen nach einer Visapflicht,
Taschengeld-Streichung und Zeltstädten speziell für Asylsuchende aus
den Balkanländern setzen Seehofer und Co. auf Repression pur. Ein
falscher Weg, der nicht dazu führen dürfte, die Zahl der Migranten
entscheidend zu senken. Denn die Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat
ist so groß, dass sie auch illegale Wege finden. Zuvorderst muss es
darum gehen, die Lebensbedingungen auf dem Balkan selbst zu
verbessern. Und natürlich kann Deutschland nicht jeden aufzunehmen,
der es nun mal gerne möchte. Die Menschen vom Balkan fliehen nicht
vor einem Bürgerkrieg und werden auch in den allermeisten Fällen
nicht verfolgt. Aber warum nicht denen eine Chance geben, die
Voraussetzungen mitbringen, hier Fuß zu fassen, etwa sprachliche oder
berufliche Kenntnisse? Inzwischen liegen hierzu sinnvolle Vorschläge
vor. Etwa von Arbeitsmarktforschern, die anregen, Balkanflüchtlingen
eine befristete Aufenthaltserlaubnis zu geben, sofern sie hier eine
Arbeit finden. So kann auch das Asylsystem entlastet werden. Doch in
vielen Köpfen hat sich die Einsicht noch nicht durchgesetzt, dass
Deutschland mittel- und langfristig auf Zuwanderer angewiesen ist,
und zwar nicht nur auf ein paar. Dabei werden Zeiten kommen, in denen
wir froh sein werden, für Migranten attraktiv zu sein.
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