(ots) - Das "Turbo-Abitur" ist für Schulministerin Sylvia
Löhrmann eine Art Flaschengeist. Immer wenn sie glaubt, die leidige
Debatte über die Gymnasialzeit-Verkürzung luftdicht verschlossen zu
haben, nestelt wieder jemand am Korken herum. Seit gestern ist es
überraschenderweise der eigene Koalitionspartner. Während die Grüne
Löhrmann noch mühevoll Erleichterungen für stressgeplagte Schüler in
die Gymnasien trägt, fabuliert die SPD bereits über Alternativen zum
ungeliebten "Turbo-Abitur". Ein bisschen weniger Hausaufgaben und
Nachmittagsunterricht? Die SPD diskutiert plötzlich grundsätzlicher.
Die Nervosität ist groß. Das achtjährige Gymnasium funktioniert auch
zehn Jahre nach seiner Einführung nicht richtig. Doch eine Rolle
rückwärts zum "G9" würde die Lehrerkollegien ins Chaos stürzen und
die schöne Stellenreserve des Landes auffressen. Eine
Volksinitiative, die rund 100000 Unterschriften gegen das
"Turbo-Abitur" gesammelt hat, zeigt gleichwohl bei vielen Eltern ein
anderes Stimmungsbild: Die 30-Stunden-Woche für Zehnjährige soll ein
Ende haben. Die Reformpläne anderer Bundesländer haben den
Handlungsdruck zusätzlich erhöht. Und im Hintergrund lauert
CDU-Oppositionsführer Armin Laschet, der 2017 sein Wahlkampf-Arsenal
mit den bildungspolitischen Flops Inklusion, Unterrichtsausfall und
eben "Turbo-Abitur" bestücken dürfte.
In dieser Lage hilft der ehemaligen Lehrerin Löhrmann nicht der
richtige Lösungsweg, sondern einzig das korrekte Ergebnis: Die
versprochenen Entlastungen müssen für jeden Gymnasiasten spürbar
werden. Und zwar schnell.
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