(ots) - Nach der umfassenden Reform der Pflegeversicherung
will die Bundesregierung noch in diesem Jahr ein neues
Pflegeberufegesetz durch den Bundestag bringen. Altenpflege,
Krankenpflege und Kinderkrankenpflege sollen zu einer dreijährigen
Basisqualifizierung zusammengeführt werden. Dieser Plan gefährde die
spezialisierte Altenpflege und werde den Fachkräftemangel deutlich
erhöhen, warnen Experten. Deutschland würde seine Vorreiterrolle
verlieren und zudem die Sicherstellung der Versorgung gefährden. Die
Landesgruppe Thüringen des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer
Dienste (bpa) fordert den Freistaat auf, im Bundesrat für einen
Erhalt der Altenpflegeausbildung zu werben. Auch die Thüringer
Bundestagsabgeordneten werden gebeten, gegen das Gesetz zu stimmen.
In den Thüringer Pflegeeinrichtungen herrscht Ratlosigkeit: "Seit
Jahren werben wir für den Beruf, bilden verstärkt aus, kämpfen für
höhere Löhne. Alles um den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Auch
die Landesregierung hat sich dem angeschlossen. Sollte das Gesetz wie
geplant kommen, droht nicht nur ein Qualitätsverlust in der
Ausbildung. Ausbildungsinhalte und Berufserfahrung in der
Alten-pflege entfielen. Allein der Praxisanteil würde um die Hälfte
gekürzt", sagt Margit Benkenstein, die Landesvorsitzende des bpa, und
warnt vor den Folgen des Gesetzes. Einig ist sie sich dabei mit den
vielen Verbänden im bundesweiten "Bündnis für Altenpflege".
Die Landesregierung solle ihre Möglichkeiten im Bundesrat nutzen,
um einen eigenständigen Berufsabschluss Altenpflegefachkraft zu
erhalten. In einer alternden Gesellschaft bedarf es gut ausgebildeter
Spezialisten. Margit Benkenstein: "Langfristige vertrauensvolle
Altenpflege ist etwas anderes als Akutkrankenpflege. Altenpfleger
sind keine Krankenpfleger. Der Qualitätsanspruch kann in der so
genannten generalistischen Ausbildung nicht gewährleistet werden.
Auch Biathleten und Abfahrtsläufer werden ja nicht gemeinsam
trainiert, nur weil beide Sportarten mit Ski und Schnee zu tun
haben."
Ein Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung macht deutlich, dass in fast allen Ländern mit
generalistischer Ausbildung ein eindeutiger Fachkräftemangel in der
Altenpflege herrscht. Auch in Deutschland würde sich die
Personalsituation vor allem in der Altenpflege dramatisch
verschlechtern.
2010 waren 2,4 Mio. Menschen im Sinne des
Pflegeversicherungsgesetzes pflegebedürftig. Bis 2030 wird ein
Anstieg auf 3,4 Millionen, bis 2050 auf 4,5 Millionen
Pflegebedürftige prognostiziert.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa)
bildet mit mehr als 8.500 aktiven Mitgliedseinrichtungen (davon fast
200 in Thüringen) die größte Interessenvertretung privater Anbieter
sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der
ambulanten und (teil-) stationären Pflege, der Behindertenhilfe und
der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa
organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund
260.000 Arbeitsplätze und ca. 20.000 Ausbildungsplätze. Das
investierte Kapital liegt bei etwa 20,6 Milliarden Euro.
Pressekontakt:
Thomas Engemann, bpa-Landesbeauftragter, Tel.:(0361) 6538688